Zukunft des alten Polizeipräsidiums Frankfurt wieder ungewiss

Es ist eines der größten Bauprojekte in Frankfurt: Am ehemaligen Polizeipräsidium sollten Wohnungen und Geschäfte entstehen. Doch nach der Insolvenz des privaten Investors steht das Ganze vor einer ungewissen Zukunft. Dabei wird Wohnraum in der Mainmetropole dringend benötigt.

So sollte es spätestens in drei Jahren aussehen, nun tut sich am Alten Polizeipräsidium erstmal nichts. An der Denkmalgeschützten Fassade nehmen nur die Schmierereien zu, die Scheiben sind eingeschlagen. Die Baustelle steht schon vor dem Aus, bevor überhaupt der erste Bagger gerollt ist. Für Frankfurts SPD-Chef Kolja Müller eine städtebauliche Vollkatastrophe.
Kolja Müller (SPD), Vorsitzender Unterbezirk Frankfurt
„Das Grundstück steht seit mittlerweile 22 Jahren leer, also eine ganze Generation. In bester Lage, angebunden an den öffentlichen Nahverkehr in Innenstadtlage. Und wir in Frankfurt brauchen dringend Wohnungen und vor allem bezahlbare Wohnungen.“
Rückblick: Vor fünf Jahren kauft die Düsseldorfer „Gerch Group“ für über 200 Millionen Euro vom Land Hessen das 15 Hektar große Gelände zwischen Messe und Hauptbahnhof. Das alte Hauptgebäude sollte saniert werden, dahinter sollte ein 175 Meter hoher Wohnturm entstehen. Dazu Büros und öffentliche Einkaufsflächen anstelle der heruntergekommenen Verwaltungsgebäude.
800 Millionen Euro wollte Gerch investieren. Doch nach der Teilinsolvenz des Mutterkonzerns sind nun auch die für das Projekt zuständigen Tochtergesellschaften pleite. Der Investor macht dafür Inflation und Zinsanstieg verantwortlich.
Jens Schmidt, Insolvenzverwalter Gerch Group
„Die Rahmenbedingungen in der Bau- und Immobilienwirtschaft sind derzeit außerordentlich schwierig. Mein Team und ich werden alles unternehmen, um eine Fortführung dieses vielversprechenden Projektes […] zu erreichen“
Das Alte Polizeipräsidium ist eines der letzten großen Entwicklungsareale in Frankfurt. Vor nicht mal einem Jahr hatte die Stadt mit Gerch einen städtebaulichen Vertrag geschlossen. Eine Kita sollte entstehen, 30 Prozent des Wohnraums sollten öffentlich gefördert werden. Nun will die Stadt schnellstmöglich das Gespräch mit Investor und Insolvenzverwalter suchen.
Markus Radermacher, Dezernat Planen und Wohnen Frankfurt
„In jedem Fall werden wir als Stadt alle Möglichkeiten prüfen und bei Bedarf ausschöpfen, um den Standort des Alten Polizeipräsidiums möglichst bald zu entwickeln und wieder zu beleben.“
Alle Möglichkeiten ausschöpfen heißt für Kolja Müller auch, dass das Land Hessen als früherer Eigentümer eingreifen könnte.
Kolja Müller (SPD), Vorsitzender Unterbezirk Frankfurt
„Eine Variante ist es in der Tat, dass die Landesregierung dieses Grundstück wieder in den eigenen Besitz bringt. Eine andere Variante kann es natürlich sein, gemeinsam mit privaten Investoren sich dieses Grundstücks anzunehmen und dafür zu sorgen, dass schnell entwickelt wird.“
Mögliche Interessenten sind bislang aber nicht in Sicht. Der Wohnturm am Alten Polizeipräsidium wird wohl noch für längere Zeit ein reines Luftschloss bleiben.