Zu wenig Unterstützung vom Land: Nationalpark-Chef tritt zurück

Da hat es ordentlich gerumst, bei der kommunalen Nationalpark-Versammlung im Hunsrück. Der bisherige Vorsitzende Bernhard Alscher hat sein Amt niedergelegt. Zu groß ist der Ärger über die schleppende Entwicklung in der Region. Die Schuld dafür sehen er und seine Kollegen bei der Landesregierung. Statt Prestige bringe der Park in seiner jetzigen Form der Region nur wenige Touristen und Müll.

Unberührte Natur, Artenvielfalt, gut gelaunte Wanderer und Touristen, die auch Geld in die Region bringen… all das verbindet man wohl mit einem Nationalpark. Diesen Titel trägt auch die Region Hunsrück-Hochwald, die sich insgesamt über drei Landkreise erstreckt. Doch genau dort rumort es seit längerem gewaltig.
Unter anderem bei Bernhard Alscher. Von Anfang an hat er sich für den Nationalpark eingesetzt. Jetzt aber reicht es ihm! Nach fünf Jahren ist er nun als Vorsitzender der kommunalen Versammlung des Nationalparks zurückgetreten. Der Grund stagnierende Entwicklung des Parks und der Region. Ihm und seinen Kollegen sei im Zuge des Großprojektes Nationalpark Hunsrück-Hochwald seitens der Landesregierung vor sieben Jahren wesentlich mehr versprochen worden. Geschehen sei bislang so gut wie nichts.
Bernhard Alscher (Freie Wähler), Bürgermeister VG Birkenfeld
„Ich sehe im Moment eigentlich nur eine Stagnation und ich muss wirklich sagen, wenn ich mich außerhalb von Rheinland-Pfalz bewege, sehe andere Nationalparks, habe viele Gäste hier, die Enttäuschung ist groß und ich schäme mich für das Land Rheinland-Pfalz, wie sie mit dem Thema Nationalpark grundsätzlich umgehen.“
Seit 2013 gibt es das Projekt. Und seither auch viele Gespräche und Konzepte. In die Umsetzung gebracht wurde viel zu wenig, so Alscher. Seit geraumer Zeit seien nun sogar auch die Gespräche zwischen den Verantwortlichen verebbt.
Beispielweise platzt der Umwelt-Campus, die grünste Hochschule Deutschlands, aus allen Nähten. Seit drei Jahren sollen entsprechende Konzepte für den Ausbau vorliegen. Die Wiese um die es geht, liegt aber weiterhin brach.
O-Ton Bernhard Alscher (Freie Wähler), Bürgermeister VG Birkenfeld
„Hier sollte ja ein kombiniertes Gebäude hin, oder zwei eng anstehende Gebäude, um zu dokumentieren, dass Klimaschutz und Naturschutz zusammengehören. So und da warten wir jetzt seit 2015, dass hier etwas geschieht und ich merke nur im Umfeld und auch bei eigenen Planungen, also man kann schon schneller machen, wenn mans wirklich will.“
Das Finanzministerium teilt auf Anfrage von 17:30 Sat.1 live dazu heute schriftlich mit:
Finanzministerium Rheinland-Pfalz
„Derzeit sind vor allem Ressourcenengpässe bei den beauftragten freiberuflich Tätigen für die Verzögerungen bei der Überarbeitung der Planung verantwortlich. Der Landesbetrieb Liegenschafts- und Baubetreuung befindet sich derzeit in einem intensiven Klärungsprozess, um den störungsfreien Fortgang der Planung sicherstellen zu können.“
Aber auch weitere Ministerien sind in die Abläufe rund um den Nationalpark involviert. Federführend das Umweltministerium. Staatssekretär Erwin Manz sieht den Nationalpark in einer guten Entwicklung.
Erwin Manz (Bündnis 90/Die Grünen), Staatssekretär Umweltministerium RLP
„Also unsere Wahrnehmung ist eine andere. Wir nehmen wahr, dass ganz große Geldbeträge, wirklich in zweistelliger Millionenhöhe in die Region reingeflossen sind, dass Infrastrukturmaßnahmen dort verbessert werden, es sind Tourismusangebote verbessert worden. Da ist natürlich noch viel zu tun, das ist eine Generationenaufgabe, wenn da eine gewisse Ungeduld ist, können wir das durchaus nachvollziehen, auch wir sind ungeduldig, es könnte manches schneller gehen, aber in Anbetracht einer Corona-Pandemie haben sich eben leider auch manche Dinge verzögert.
Für Bernhard Alscher sind viele Argumente der Landesregierung Ausreden, die er nicht mehr hören will. Seine Konsequenzen hat er gezogen.
Bernhard Alscher (Freie Wähler), Bürgermeister VG Birkenfeld
„Ich bin an einem Punkt, wo ich gesagt habe, ich übernehme nicht die Verantwortung für eine Scheinveranstaltung, ja, ich werde weiter mich um den Nationalpark und das Umfeld kümmern, davon können Sie ausgehen, aber für eine Feigenblatt-Veranstaltung bin ich mir zu schade.“
Die kommunale Nationalparkversammlung braucht also einen neuen Vorsitzenden. Wer das sein wird, steht noch nicht fest. Nur, dass das wohl kein ganz einfacher Job sein wird.