Wohin geht die Reise im Flugverkehr 2022?

Die aktuelle Corona-Lage verunsichert weiterhin viele Reisende. Darunter leiden nicht zuletzt die beiden größten Arbeitgeber Hessens, der Frankfurter Flughafenbetreiber Fraport und die Lufthansa. In Frankfurt, aber auch an den kleineren Flughäfen in Rheinland-Pfalz und Hessen, gilt es, ein weiteres Pandemiejahr zu überstehen. Wir haben mit Luftfahrt-Experten über die Prognosen für die Flugbranche gesprochen und dabei zeigte sich: Manch einer ist gedanklich angesichts des niedrigen Verkehrsaufkommens in längst vergangene Zeiten unterwegs.

Bilder von der Eröffnung des Terminals 2 am Frankfurter Flughafen: 1994 zählte der Flughafen gerade mal halb so viele Passagiere wie kurz vor der Pandemie. Mit Blick auf die aktuelle Lage fühlt sich die Deutsche Flugsicherung in Langen an diese Zeiten erinnert. Es herrsche ein Niveau wie „zuletzt Anfang der 90er“, heißt es dort. Die Pandemie sei noch lange nicht überwunden, ein hohes Passagieraufkommen wie vor der Krise erwarte man nicht vor 2025.
Ähnlich äußert sich Luftverkehrsexperte Karl-Rudolf Rupprecht. An Normalität sei noch lange nicht zu denken. Derzeit mache die Omikron-Variante Passagieren und Airlines einen Strich durch die Rechnung.
Prof. Karl-Rudolf Rupprecht, Frankfurt University of Applied Sciences
„Diese Unsicherheit führt dazu, dass die Menschen zunächst erstmal versuchen, ihre Urlaubspläne zurückzustellen. Es fällt ihnen zunehmend schwerer. Jeder merkt das auch selbst und möchte gerne in Urlaub fliegen. Aber solange wir diese Unsicherheit haben, werden wir weniger Gäste unterwegs sehen als wir das vielleicht uns wünschen können.“
Am Frankfurter Flughafen werden die Passagierzahlen gegenüber dem ersten Corona-Jahr höher ausfallen, doch es werden wahrscheinlich nicht einmal so viele sein wie 1994. Und auch dieses Jahr wird der Flughafen wohl viel unternehmen müssen, um Passagiere anzulocken.
Prof. Karl-Rudolf Rupprecht, Frankfurt University of Applied Sciences
„Es wird für Frankfurt ein schwieriges Jahr ´22 werden und das Ziel, was ja der Frankfurter Flughafen hat, 25 oder 40 Millionen Passagiere zu gewinnen, wird nur funktionieren, wenn wir neben Geschäftsreisen deutlich im Privatreisesegment Passagiere gewinnen.“
Langstrecken- und Geschäftsreisen werden auch nach der Pandemie voraussichtlich weniger gefragt sein als vorher. Trotz aller Krisen und Veränderungen sieht die Börse die Luftverkehrsbranche langfristig im Aufwind und rät Anlegern zum Kauf.
Robert Halver, Leiter Kapitalmarktanalyse Baader Bank
„Wenn wir Omikron in diesem Jahr oder Corona besser im Griff haben, – das ist meine Meinung, dass man endlich Licht am Ende des Tunnels sieht – dann sollte man natürlich die Aktien kaufen, die sehr stark gefallen sind. Das sind die Fluglinien, das sind die Flughafenbetreiber, das sind die Reiseunternehmen. Die haben dann Potential. Aber sicherlich, auch etwas Geduld muss man mitbringen.“
Die Flugbranche blickt mit Hoffnung, aber auch mit Ungewissheit ins neue Jahr. Ein erstes Ziel dürfte sein, dass am Himmel bald wieder mehr los ist als damals, 1994.