Winzer klagen über Trockenheit

Nach vielen Hitzerekorden in den letzten Jahren nun mal ein Rekord in die andere Richtung: Der März war in Hessen der nasseste seit über zwei Jahrzehnten; an 23 Tagen hat es geregnet. Doch ein regenreicher Frühling allein reicht nicht aus, damit sich unsere Böden von den trockenen Sommern der letzten Jahre vollständig erholen. Das merken auch die Winzer bei uns.

Thomas Richter ist Winzer in fünfter Generation. Einige seiner Reben – hier an der Untermosel – sind 50 Jahre alt. So trocken wie in den vergangenen Jahren war es für seine Reben aber noch nie. Das setzt ihnen immer mehr zu.
Thomas Richter, Winzer in Winningen
„Immer längere Phasen von einer Sorte. Entweder richtig nass, wie ’21 oder entsprechend wie ’18, ’19, ’20, ’22 extreme Trockenheiten, bis zu drei Monaten keinen einzigen Tropfen – und das halten unsere Reben auch nicht mehr aus.“
Hinzu kommt, dass die Reben hier auf einem Felshang wachsen: Der Boden ist an manchen Stellen nicht einmal einen Meter tief.
Thomas Richter, Winzer in Winningen
„Ja, hier der Oberboden ist relativ humos, dunkel mit sehr vielen Wurzeln drin, sehr gut. Und der Unterboden ist ein richtiger Rohrboden. Bröckelig, mit wenig Wasserhaltestoffen, das heißt das Wasser zieht direkt durch den Boden durch.“
Damit die Reben überleben ist der Winzer auf regelmäßigen Regen angewiesen – alle vier bis sechs Wochen. So oft regnet es aber nicht immer. Erst vergangenes Jahr blieb es drei Monate am Stück trocken.
Die Trockenheit ist nicht nur ein Problem der Winzer, denn sie sorgt auch für niedrige Grundwasserstände. Das Hessische Umweltamt meldet: Bei 14 Prozent der Messstellen sei der Grundwasserpegel derzeit zu niedrig:
Bernd Leßmann, Hessisches Umweltamt
„Also es ist schon so, dass wir seit 2003 keine Nassjahre mehr hatten – das heißt, Jahre mit vielen Niederschlägen – und das fehlt im Grundwasser dann eben auch. Wir haben überwiegend Jahre gehabt, die durchschnittlich oder unterdurchschnittlich waren. 2018 ist den Leuten, glaube ich, sehr gut in Erinnerung.“
Ein besonders trockener Sommer wie vor fünf Jahren kann sich jederzeit wiederholen. Das zeigt auch der Bericht des Klimabeobachtungsdienstes Copernicus. 2022 war demnach der heißeste Sommer seit Beginn der Wetteraufzeichnungen. Deshalb hat Winzer Thomas Richter nachgerüstet.
Thomas Richter, Winzer in Winningen
„Hier haben wir eine Tröpfchenbewässerung, wo alle halbe Meter entsprechend ein Tropfer installiert ist. Der Tropfen tropft auf die Erde, wo mit sehr wenig Wassereintrag unten direkt an die Wurzel der Pflanze Wasser gelangen kann, ohne dass entsprechend viel Wasser durch Verdunstung vergeudet wird.“
Zwar greift Richter auf die Anlage nur ein bis zwei Mal im Jahr zurück – doch ohne sie wären die Reben anfälliger für Pilze und Krankheiten. Sie würde die Ernte im schlimmsten Fall ruinieren. Nach dem nassen Wetter der vergangenen Wochen rechnen die Winzer zwar derzeit nicht mit einer großen Dürre, doch sie wissen: Die nächste Trockenphase kommt garantiert.