Wie geht es weiter am insolventen Flughafen Hahn?
Es ist eine Never-Ending-Story. Der Verkauf des insolventen Flughafen Hahn verzögert sich weiter. Im Mittelpunkt der Geschichte: Rund 450 Beschäftigte am Flughafen, viele Unternehmer rund um den Hunsrück-Airport, die auf den Flugbetrieb angewiesen sind und ein russischer Investor, dessen Kaufvertrag von der Gläubigerversammlung vergangene Woche abgelehnt wurde, der aber trotzdem noch im Rennen ist. Heute gab es wieder Neuigkeiten.
Er steht im Fokus der Diskussionen: Der russische Pharmaunternehmer Viktor Charitonin, der Mehrheitsaktionär der NR Holding, die auch Haupteigentümer des Nürburgrings ist. Über ihren Kaufvertrag haben die Gläubiger vergangene Woche abgestimmt. Das Ergebnis: keine Zustimmung – zumindest vorerst. Denn der Verkauf wird gerade vom Bundeswirtschaftsministerium geprüft. Es geht um die Frage, ob der Airport zur kritischen Infrastruktur gehört und ob durch den Verkauf die öffentliche Sicherheit gefährdet wird. Heute meldet sich die NR Holding selbst zur Wort, sie sagt:
„Viktor Charitonin ist kein Oligarch.“
Der Eindruck, er stehe dem Kreml nahe, sei falsch. Man wolle am Flughafen investieren und die Arbeitsplätze erhalten. Man prüfe jetzt eine Beteiligung von unter 25 Prozent:
„Damit läge der Anteil der NR Holding AG unter der Sperrminorität und sie hätte kein Vetorecht oder Einfluss auf die operative Geschäftsführung.“
Die übrigen mehr als 75 Prozent der Geschäftsanteile sollen von anderen Investoren in Deutschland gehalten werden – von welchen genau, das werde noch geklärt.
Das Land Hessen ist mit 17,5 Prozent an dem Flughafen beteiligt. Finanzminister Michael Boddenberg weiß, dass weder er persönlich noch das Land Hessen Einfluss auf die Auswahl der Investoren haben, trotzdem spricht er sich gegen den Verkauf den Viktor Charitonin aus. Auch gegen eine Beteiligung von nur 25 Prozent.
Michael Boddenberg, CDU, Finanzministerium Hessen
„Ich weiß, wie die Region aufgestellt ist und jeder einzelne Arbeitsplatz dort ist wichtig. Ich würde aber diese Arbeitsplätze ungern einem russischen Oligarchen anheimstellen und insofern, ja, mag das im Moment Teil der Strategie des potentiellen Investors sein, aber für mich ist das nicht sehr glaubhaft. Und insofern ist meine Meinung und die bleibt auch so, dass niemand der diesen Hintergrund hat ein Infrastrukturprojekt auch nur in Teilen erwerben sollte.“
Julia Klöckner, CDU-Bundestagsabgeordnete aus Rheinland-Pfalz, erinnert daran, dass der Hahn auch für Waffen- und Munitionslieferungen für die Ukraine genutzt werde.
Aus dem rheinland-pfälzischen Innenministerium heißt es:
„Einem möglichen staatlichen russischen Einfluss auf Infrastrukturen von besonderer Bedeutung steht die Landesregierung grundsätzlich kritisch gegenüber.“
Auf die Frage, wie stark das US-Militär den Flughafen Hahn nutzt, gibt das Ministerium keine Antwort, verweist auf die US-Streitkräfte.
Olaf Simon, der Sprecher der Bürgerinitiative gegen den Nachtflughafen Hahn, sagt, der Flughafen sei eine Drehscheibe für den Waffentransport nach Polen und von dort aus in die Ukraine. Er spricht von rund 150 Flügen im vergangenen Jahr. Und diese Flüge seien durch den Verkauf an den russischen Investor gefährdet.
Olaf Simon, Bürgerinitiative gegen den Nachtflughafen Hahn e.V.
„Er könnte es sicherlich auch seinem eigenen Volk nicht vermitteln, dass er, der Oligarch, Geld damit verdient über seinen Flughafen Waffen für die Ukrainer fliegt. Genauso wenig könnte aber auch das US-Militär es zulassen.“
Michael Willwerth betreibt unter anderem ein Hotel und Parkplätze am Hahn – 50 Prozent seines Umsatzes hängen direkt vom Flughafen ab. Er hätte sich gewünscht, dass die Gläubigerversammlung für den Vertag mit dem russischen Investor gestimmt hätte.
Michael Willwerth, Hotelier
„Ja, er ist Unternehmer, man sieht es auch am Nürburgring, den führt er sehr erfolgreich. Und was wir hier brauchen ist ein Unternehmer, der managen kann, der dort investiert, wo es notwendig ist. Wir wollen jemanden haben, der im Endeffekt am Flughafen investiert, den Flughafen investiert und die Arbeitsplätze sichert.“
Rund 450 Menschen sind am Hahn beschäftigt – auch für sie geht die Hängepartie jetzt weiter. Der Anwalt des Betriebsrates sagt, dass sich die Beschäftigten wünschen, dass der Verkaufsprozess möglichst schnell zu Ende geht.
Georg Wohlleben, Betriebsratsanwalt
„Und sie wünschen sich noch viel mehr, dass ein Käufer zum Zuge kommt, der Flughafen versteht und der einen Flughafen betreiben kann und der nicht vielleicht darauf spekuliert, dass er die Immobilien da, die großen Gewerbeflächen übernehmen kann und entwickeln kann, sondern der wirklich auch was vom Flughafengeschäft versteht.´“
Wann die nächste Gläubigerversammlung stattfindet, das steht noch nicht fest. Insolvenzverwalter Jan Markus Plathner hat angekündigt, dass der Verkauf bis Ende März abgeschlossen sein soll. Für Michael Willwerth und seine Kollegen sowie für die Beschäftigten am Flughafen geht die Warterei also erst einmal weiter.