Widerstand gegen Ultranet-Stromtrasse

Wir brauchen dringend mehr Energie. Und wer zum Beispiel für Erneuerbare Energie ist, der muss eigentlich auch für das Projekt Ultranet sein, um zum Beispiel den Windstrom aus dem Norden zu uns zu bringen. Seit vielen Jahren wird an der Anpassung der Stromtrasse geplant – doch der Umbau bekommt immer mehr Gegenwind. In Hessen regt sich Widerstand.

Hans Hilbert aus Niedernhausen ist besorgt. Keine 200 Meter von seinem Haus entfernt verlaufen die Stromleitungen. An diesem Strommast sollen neben den bereits vorhandenen Wechselstrom- bald auch Gleichstromleitungen installiert werden. Hintergrund: das Projekt Ultranet. Und damit eine etwa 340 Kilometer lange Gleichstromverbindung zwischen Nordrhein-Westfalen und Baden-Württemberg. Denn mit Gleichstrom lässt sich mehr Energie transportieren, während bei Wechselstrom über große Entfernungen viel Energie verloren geht. Davon kann sich Hans Hilbert wenig kaufen, er fürchtet sich vor den gesundheitlichen Folgen dieser neuen Technologie.
Hans Hilbert, Anwohner
„Die elektromagnetischen Felder, die beeinflussen sich gegenseitig und führen zu stärkerer elektromagnetischer Feldexposition. Das ist das eine – mit ungewissen Auswirkungen, es ist auch noch nicht erforscht. Und der zweite Punkt ist tatsächlich, die dauerhaft zu erwartende Lärm-Emission.“
2026 soll die neue Gleichstromverbindung frühestens in Betrieb gehen. Die Netzbetreiberfirma Amprion spricht von einer effizienten und ressourcenschonenden Nutzung schon bestehender Trassen ganz ohne gesundheitliche Risiken.
Joëlle Bouillon, Projektsprecherin Amprion GmbH
„Aber man muss ganz klar sagen, dass da im Grunde zwei bewehrte Techniken zum Einsatz kommen und beide Techniken sehr gut erforscht sind. Und durch die Kombination beider Feldarten tatsächlich auch nichts Neues entsteht. Sie sind getrennt voneinander zu betrachten. Und die Werte, die diese Leitungen erzeugen würden, sind viel zu niedrig, um eine Auswirkung im Körper zu erzeugen.“
Auch in Sachen Lärm seien die Sorgen der Anwohner unbegründet. Prognosen und Gutachten zeigten, dass auch die neuen Leitungen mit geschätzten 36 Dezibel deutlich unter den Grenzwerten liegen.
Die Bürgerinitiative sieht das anders. Sie fordert, dass die Leitungen 400 Meter von den Wohnhäusern verschwenkt, mit anderen Worten verlegt werden soll.
Dirk Lorbach, Bürgerinitiative Umweltschutz Niedernhausen Eppstein e.V.
„Das Problem einer Verschwenkung ist, dass in Deutschland die Umweltschutzprüfungen in freier Natur schwieriger sind, als wenn man solche Leitungen mitten durch Siedlungsgebiete baut. Der Naturschutz ist inzwischen ausgeprägter als der Schutz von Siedlungen und Siedlungsraum und Menschen.“
Hessens Energieminister Tarek Al-Wazir hat sich ebefalls für eine Verlegung eingesetzt. Verweist aber darauf, dass der Trassenverlauf Sache des Bundes sei.
Tarek Al-Wazir, Bündnis 90/Die Grünen, Wirtschafts- und Energieminister Hessen
„Für die Bürgerinnen und Bürger vor Ort, die sich gemeinsam mit den jeweiligen Taunuskommunen und Landkreisen mit eigenen Vorschlägen für eine Trassenverschwenkung in das Planungsverfahren eingebracht haben, ist das ein herber Schlag. Ich kann sehr gut verstehen, dass da Frust ist.“
Sollten die Gleichstromleitungen kommen, will die Bürgerinitiative Klage beim Bundesverwaltungsgericht in Leipzig einreichen.