Widerstand gegen Flüchtlingsheim in Gerolstein-Michelbach

Im Gerolsteiner Ortsteil Michelbach kochen derzeit die Emotionen hoch. Grund ist ein ehemaliges Hotel, das nun Flüchtlingsunterkunft werden soll. Bis zu 60 Asylsuchende auf rund 90 Einwohner – für viele hier steht das in keinem Verhältnis. Sie fühlen sich von der Politik im Stich gelassen. Eine für gestern Abend angesetzte Informationsveranstaltung der Landrätin wird zum Schlagabtausch mit den Demonstranten.

„Aber Sie haben sich hierfür entschieden, unter der Decke.“ – „Den Druck wollen Sie an uns abgeben.“ – „An die kleinste Gemeinde, die Sie sonst einen Scheißdreck interessiert hat.“ – „Wir haben auch Einrichtungen in Desserath, in …“
Die Stimmung in Michelbach – aufgeheizt. Die Fronten – verhärtet. Mehr als 160 Demonstranten versammeln sich gestern ab dem späten Nachmittag vor dem ehemaligen Hotel Huschens im Ortskern von Michelbach. Genau hier sollen in wenigen Wochen die ersten von bis zu 60 Geflüchteten untergebracht werden. Die Anwohner fühlen sich von der Kreisverwaltung Vulkaneifel vor vollendete Tatsachen gestellt.
Regina Hünemeyer
„Sowas kann man nicht über die Köpfe entscheiden. Ohne zu kommunizieren. Also, ich bin da so enttäuscht und wirklich entrüstet sehr, sehr ärgerlich drüber.“
Frank Humpertz
„Die Dorfgemeinschaft leidet drunter. Aber auch für die Flüchtlinge, die hierhin kämen, die haben… Wie gesagt, was wollen die, was wollen die machen. Wir haben hier nix.“
Andrea Gärtner
„Keine Infrastruktur, keine Busverbindungen … nichts. Keinen Aufenthaltsplatz für die Geflüchteten. Das ist einfach zu schwierig. „
Alexandra Jansen
„Das war’s. Das ist der Tod für Michelbach.“
Die Bewohner sehen Ruhe und Dorffrieden in Gefahr. So viele Geflüchtete könne man nicht verkraften, schon gar nicht angemessen integrieren. Das sieht auch Ortsvorsteherin Elsbeth Mandok so. Sie kritisiert darüber hinaus, …
Elsbeth Mandok (SPD), Ortsvorsteherin Michelbach
„… dass ich diejenige bin, die hier vor Ort lebt und eingebunden ist in die Dorfgemeinschaft. Dass ich aber gar nicht die Möglichkeit hatte, unsere dörfliche Situation zu schildern. Als ich informiert worden bin, war die Sache ja eigentlich schon im Kasten. „
Der Vorwurf der Demonstranten: Die Kreisverwaltung habe frühzeitig von der geplanten Flüchtlingsunterkunft gewusst, die Menschen vor Ort aber bewusst spät informiert. Die Landrätin hält dagegen. Man sei stets offen damit umgegangen und habe selbst erst Anfang Januar vom Verkauf des Hotels an den jetzigen Betreiber erfahren. Bei fünf zugewiesenen Geflüchteten pro Woche und Wohnungsmangel sei dieses leerstehende Objekt alternativlos.
Julia Gieseking (SPD), Landrätin Vulkaneifelkreis
„Wir haben wirklich hoch und runter alles geprüft. Wir haben 40 Objekte uns angeschaut letztes Jahr. Wir suchen händeringend nach Wohnraum. Und das tun wir auch öffentlich. Und jeder, der Alternativangebote hätte machen können, hatte auch die Möglichkeit, dies zu tun. Und, ja, wir haben eigentlich keine andere Möglichkeit.“
Eine Nulllösung komme somit nicht infrage, zu weiteren Gesprächen und Kompromissen sei sie aber bereit. Die ersten Familien sollen nun frühestens Mitte, Ende Februar einziehen. Aufenthaltsraum, Betreuungspersonal, ein Kleinbus – alles sei vorhanden. Ob das die Anwohner besänftigen wird, bleibt fraglich. Das letzte Wort in dieser Sache scheint jedenfalls noch nicht gesprochen.

Und nicht nur in der Eifel gibt es viel Redebedarf. Der hessische Ministerpräsident Boris Rhein fordert heute einen weiteren Migrationsgipfel im Kanzleramt. Es sei an der Zeit, gemeinsam zu überprüfen, ob die Beschlüsse von November schon umgesetzt seien, so der CDU-Politiker.