Weltkulturerbe aus Kassel – Wasserspiele im Bergpark Wilhelmshöhe

Wasser ist sein Element. Als Wassermeister im Kasseler Bergpark Wilhelmshöhe ist Philipp Heußner für die berühmten Wasserspiele zuständig. Die gibt es bereits seit über 300 Jahren. Und dieses Jahr feiern sie sogar zehn Jahre Unesco Weltkulturerbe. Da bleibt mir nur zu sagen: Wasser marsch!

 

Sie ist das große Finale der historischen Wasserspiele im Bergpark Wilhelmshöhe: Die 50 Meter hohe Fontäne im Schlossteich. Sie schießt heraus wie ein Geysir. Und steht der Wind günstig, macht sie die Besucher auch ähnlich nass. Die sind begeistert, nicht nur von der „großen Fontäne“, sondern von den Wasserspielen insgesamt.
Julius, Besucher aus Hamburg: „Ich finde es sehr beeindruckend und spannend. Also so hat man es noch nie gesehen. Und ist ne coole Erfahrung auf jeden Fall.“
Adela, Besucherin aus Berlin: „Wir sind hier auf Urlaub. Haben uns extra den Tag dafür frei genommen. Schön. Es ist wirklich schön. Ist mal was anderes.“
Mira, Besucherin aus Göttingen: „Super. Also wir haben es jetzt schon ganz oft gesehen ohne Wasser. Und das ist natürlich beeindruckend, was da damals gebaut wurde. Das ist echt toll. Und wenn man weiß, dass es ständig renoviert wird. Das ist schon enorm.“
Mit „damals“ ist der Beginn des 18. Jahrhunderts gemeint. Landgraf Karl von Hessen hat den Bau der Kasseler Wasserspiele angeordnet. Sie sollten vor allem seine Macht demonstrieren. Und das hat er auch geschafft. Noch heute kommen zwischen zwei und 3.000 Besucher zu einer Vorstellung. Philipp Heußner ist Wassermeister und für einen reibungslosen Ablauf zuständig.
Philipp Heußner, Wassermeister Bergpark Wilhelmshöhe: „Wir arbeiten genau so wie die Mitarbeiter zu Landgrafszeiten. Mit der Technik, die natürlich mal ausgetauscht ist, aber von der Funktionsweise genau dieselbe ist. Und das gibt’s ja so nirgendwo in Deutschland noch einmal oder auf der Welt noch einmal wie das hier ist. Und das macht das so spannend und ist auch eine Herausforderung, die Technik so zu bedienen.“
Um die Besucher zu beeindrucken, wollte der Landgraf das Wasser oben auf dem Oktogon – sozusagen auf der Spitze eines Berges – entspringen lassen. Dafür wird noch heute Schmelz- und Regenwasser in Seen gesammelt und zum Herkules, dem Wahrzeichen Kassels, geleitet. Das Wasser arbeitet sich dann von oben nach unten durch die fünf Stationen der Spiele. Allein über den Druck werden die einzelnen Fontänen ausgelöst.
Philipp Heußner, Wassermeister Bergpark Wilhelmshöhe: „Wo am Ende als großes Finale die große Fontäne aufsteigt, 50 Meter in die Höhe, muss als Vorbereitung der Deckel zugelegt werden. Da sind 13 Löcher drin. Und diese Löcher geben nacher das Bild der großen Fontäne ab. Die Fontäne wird weiter oben in 80 Metern Höhenunterschied gefüllt von den Kollegen. Und dadurch entsteht ein Druck von ungefähr acht bar.“
Rund eineinhalb Stunden dauert das Schauspiel und verbraucht pro Vorführung mehr als 750.000 Liter Wasser. Die Besucher begleiten das Wasser von Station zu Station und erleben dabei eine Reise durch zwei Epochen.
Philipp Heußner, Wassermeister Bergpark Wilhelmshöhe: „Bei dem Barocken ist das Wasser ganz klar geleitet. Also der Mensch hat die Kontrolle über das Wasser. Klare Fontänen. Das Wasser fließt ganz klare Bahnen, wie man das auf dem Herkules deutlich erkennen kann. Und in der Romantik ist es viel mehr naturverbunden. Und man inszeniert die Naturgewalten, also die Stärke der Natur.“
Diese Stärke kann man noch bis zum dritten Oktober an jedem Mittwoch und Sonntag bewundern. Der Eintritt ist frei. Das Wasser arbeitet sich übrigens nach dem Ende einer Inszenierung noch weiter durch Hessen. Denn es fließt unterirdisch in die Fulda.