Weimarer Republik im Hambacher Schloss

Hautnah gibt es jetzt noch Geschichte zu erleben. Sie war Deutschlands erste Demokratie – währte nur 14 Jahre, kürzer als die Kanzlerschaft von Angela Merkel oder Helmut Kohl. Die Weimarer Republik ist eine Epoche zwischen Monarchie und Diktatur. Eine kurze Episode der Zeitgeschichte, mit vielen technischen und kulturellen Errungenschaften. Auf dem Hambacher Schloss bei Neustadt an der Weinstraße wird ab heute eine Ausstellung über die Weimarer Republik gezeigt.

Wo sonst, wenn nicht hier! Auf dem Hambacher Schloss fordern Bürger schon 1832 eine Demokratie. Doch erst nach dem 1. Weltkrieg erfüllen sich ihre Forderungen. Die „Wiege der Demokratie“, als Ausstellungsort der ersten deutschen Volksherrschaft. Die Weimarer Republik wird von Wissenschaftlern heute anders gesehen, als nur als kurze Episode der Geschichte.
Dr. Kristian Buchna, Stiftung Hambacher Schloss
„Es verändert sich zweierlei. Zum einen blicken wir heute nicht mehr so sehr auf die Weimarer Republik mit der Frage ‚Wie konnte es zu 1933 kommen?“, sondern wir blicken auf die Offenheit, die Chancen und die Errungenschaften der Weimarer Republik sehr viel intensiver, als noch in früheren Zeiten. Das heißt aber nicht, dass wir 1933 aus den Blickwinkeln verlieren.“
Der Kaiser geht ins Exil. Im Februar 1919 trifft sich die Nationalversammlung zum ersten Mal. In Weimar entsteht eine parlamentarische Demokratie – die einen schweren Start hat. Enorme Schulden durch den verlorenen Krieg, eine Inflation. Das Geld ist nichts mehr wert. Und dann noch die Dolchstoßlegende – eine Verschwörungstheorie! Sozialdemokraten und Juden sollen Schuld daran haben, dass der Krieg verloren wurde.
Dr. Kristian Buchna, Stiftung Hambacher Schloss
„Bei der Verschwörungstheorie und deren Weiterverarbeitung haben wir es durchaus mit Fake News zu tun. Und auch die rechte Presse insbesondere benutzte intensiv das Mittel von systematischen Fehlinformationen, um zunächst einmal einzelne Politiker in Verruf zu bringen, aber mit diesen Politikern auch das System, das diese vertreten, also die Demokratie als solche.“
Doch die Demokratie hält. Die Wirtschaft erholt sich. Deutschland wird das Land der Innovationen, der klugen Köpfe. Die goldenen Zwanziger Jahre.
Dr. Kristian Buchna, Stiftung Hambacher Schloss
„Wir erleben viele neue Erfindungen, in der Weimarer Republik wurden unfassbar viele Patente angemeldet. Die Dynamik alleine was die Schifffahrt angeht, was Flugzeuge angeht, was Rundfunktechnik angeht.“
Doch ab 1929 ändert sich alles. Die Weltwirtschaftskrise, ein Adolf Hitler, der durch einen Führerstaat den Weg aus der Armut verspricht und gewählt wird. Das Ende der Weimarer Republik.
Dr. Kristian Buchna, Stiftung Hambacher Schloss
„Lernen können wir, dass eine Demokratie nicht selbstverständlich ist, sondern dass man sehr sensibel darauf achten sollte, dass nicht durch politische Polarisierung, durch systematische Diffamierungen, Personen oder das System selber der Demokratie in Verruf gebracht wird, weil dann leidet das Vertrauen in den demokratischen Staat.“
Die Ausstellung „Die Weimarer Republik“ bleibt bis zu 10. April auf dem Hambacher Schloss.