Weggeworfener Müll und plattgetrampelte Wege: Besucher-Andrang am Felsenmeer in Südhessen

Um die Entstehung des Felsenmeeres im Odenwald rankt sich eine Sage. Auf dem Berg oberhalb von Lautertal sollen zwei Riesen gehaust haben, die irgendwann in Streit gerieten und sich mit großen Steinen bewarfen. Bis zu 500 Millionen Jahre sind diese Felsen alt, die ein regelrechter Besuchermagnet sind. Und genau das ist das Problem: Immer mehr Besucher bedeutet immer mehr Müll.

Bis zu 200.000 Besucher pro Jahr. Das Felsenmeer oberhalb von Lautertal-Reichenbach im Odenwald ist besonders an sonnigen Tagen ein beliebtes Ausflugsziel. Und seit Beginn der Corona-Pandemie hat der Andrang noch zugenommen. Um von Besuchern verursachte Naturschäden einzudämmen, hat die Gemeinde Lautertal für die neue Saison einige Vorkehrungen getroffen.
Andreas Heun, SPD. Bürgermeister Lautertal
„Die bessere Anbindung über den ÖPNV, die Erweiterung der Parkplatzmöglichkeiten, dann direkt hier am Felsenmeer-Informationszentrum oder auch im Felsenmeer direkt, was die Mülleimer sind, was die Besucherlenkung ist – wir haben 15 Hinweistafeln hier hingestellt.“
Die Tafeln weisen Besucher unter anderem auf die korrekte Entsorgung ihres Mülls und die Nutzung der Wanderwege hin. Viele missachten aber die Regeln und darunter leidet die Natur.
Dirk Dins,Forstamt Lampertheim
„Das hat letzten Endes zur Folge, dass die Menschen quer durch den Wald laufen. Immer dort, wo Abkürzungen genommen werden oder eben wie hier die Wege verbreitert werden, weil vielleicht einfach zu viele Menschen da waren. Das führt letzten Endes zu einer Bodenverdichtung und letzten Endes dann auch zu eine Erosion, weil kein Laub liegen bleiben kann, Äste werden von der Fläche getreten, sodass der Boden roh ist, offen ist, und bei jedem Regen abgewaschen wird. Weiterhin kommt es auch zu Wurzelschäden – das sieht man hier recht deutlich – und führt letzten Endes dazu, dass Bäume zum Teil auch absterben.“
Der Respekt vor der Natur habe über die Jahre merklich nachgelassen, sagt Dirk Dins, der auf 31 Jahre Berufserfahrung als Revierförster am Felsenmeer zurückblickt. Das Verlassen der Wege und die ordnungsgemäße Müllentsorgung soll in Zukunft stärker kontrolliert werden. Das Klettern über die Steine wird hingegen geduldet – als Kompromiss zwischen dem Freizeitspaß der Besucher und dem Schutz des insgesamt 168 Hektar großen Fauna- und Flora-Habitats.
Dirk Dins,Forstamt Lampertheim
„Letzten Endes ist es tatsächlich so, dass die Menschen ja wegen dieser Blocküberlagerung, so nennt man das, wegen der Steine hier sind, weil die hier klettern wollen. Wir kennen das alle als Kinder. Jeder, den ich hier spreche, der ist irgendwo schon mal hier gewesen. Selbst aus Mittelhessen, aus Baden-Württemberg kommen die Leute hierher.“
Der Besuch des Felsenmeers ist kostenlos. Und wer sich bei der Anreise für eine der neu eingerichteten Busverbindungen aus Bensheim oder Reinheim entscheidet, spart sich sogar die teils schwierige Parkplatzsuche vor Ort.
Der ehemalige Forstrevierleiter hofft, dass die Maßnahmen für die neue Saison greifen, damit das Felsenmeer mit seinen umliegenden Wäldern auch für kommende Generationen ein schönes Ausflugsziel bleibt.