Warum das Medizinzentrum in Schwarzenborn so wichtig ist

Ärztemangel, vor allem in den ländlicheren Regionen von Hessen und Rheinland-Pfalz, derzeit ein riesiges Problem. Immer mehr Ärzte finden keinen Nachfolger. Auch weil junge Mediziner es nicht mehr attraktiv finden, eine eigene Praxis zu führen. Immer mehr Bürokratie und das wirtschaftliche Risiko schreckt viele ab. Im nordhessischen Schwarzenborn hat man dafür eine preisverdächtige Lösung.

Anja Kort in ihrem Element. Schon lange hat die Fachärztin für Frauenheilkunde damit geliebäugelt, dem Krankenhausalltag den Rücken zu kehren und stattdessen in einer Praxis für ihre Patientinnen da zu sein.
Aber eine eigene Praxis führen? Das wäre für Anja Kort, die auch Mama ist, ein großer Zeitaufwand und ein hohes wirtschaftliches Risiko.
Die perfekte Lösung: das Medizinische Versorgungszentrum in Schwarzenborn.
Anja Kort, Fachärztin für Frauenheilkunde: „Der Vorteil ist auf jeden Fall weniger Druck und weniger Risiko. Ich hafte ja mit einer eigenen Praxis letztlich mit meiner Existenz, das Risiko habe ich hier nicht. Ich bin angestellt.“
Arbeitgeber ist die Stadt Schwarzenborn. Als die örtliche Hausärztin 2015 in Ruhestand geht und auch in den Nachbarorten kaum noch ein Arzt ist, sieht Bürgermeister Jürgen Liebermann Handlungsbedarf. 2018 entsteht das Medizinische Versorgungszentrum, kurz MVZ. Für 1,4 Millionen Euro.
Jürgen Liebermann, SPD, Bürgermeister Schwarzenborn: „Das haben wir aber bereitwillig auch investiert. Wir haben am Anfang sehr viel unterstützen müssen, aber mittlerweile ist das MVZ so, dass es sich aus dem eigenen Betrieb heraus trägt und das ist für uns betriebswirtschaftlich eine beruhigende Nummer. Wenn es auch nicht immer eine schwarze Null gibt, sind wir aber in dem Bereich, dass wir sagen, wir leisten uns kein Schwimmbad, wir leisten uns ein MVZ.“
Bis 2030 werden Berechnungen zufolge in vielen hessischen Landkreisen bis zu 40% der Hausarztpraxen schließen. Karin Krog merkt die Unterversorgung schon jetzt.
Karin Krog, Patentin im MVZ: „Ärzte haben wir eigentlich zu wenig, auch Kinderärzte viel zu wenig. Also Hausärzte, Katastrophe. Alle überlaufen, da haben wir Glück gehabt, dass wir da noch reingerutscht sind.“
Schwarzenborn ist die einzige hessische Kommune, die sich ein medizinisches Versorgungszentrum leistet. Ein Vorzeigeprojekt, sagt Staatsminister Axel Wintermeyer bei seinem heutigen Besuch.
Das MVZ ist jetzt für den Hessischen Demografiepreis nomiert. Mit ihm zeichnet die Landesregierung jährlich Projekte aus, die das Leben im ländlichen Raum verbessern und das Miteinander vor Ort stärken.
Axel Wintermeyer, CDU, Chef der Staatskanzlei: „Es ist nachhaltig. Das heißt, es ist ein Projekt, das über mehrere Jahre hin gedacht wird und nicht eine Luftnummer ist, die mal kurz hochgezogen wird. Hier geht es um Gesundheit im ländlichen Raum und die wird durch diese medizinische Versorgungszentrum in kommunaler Trägerschaft gewährleistet.“
Ob der Hessische Demografiepreis nach Schwarzenborn geht, entscheidet sich im September. Für die Menschen hier ist das MVZ aber schon jetzt ein Gewinn.