Waldzustandsbericht vorgestellt

Der heute veröffentlichte Waldzustandsbericht zeigt: Der Anteil der deutlich geschädigten Waldbäume ist auf dem höchsten Wert seit rund 40 Jahren. Wie sich diese dramatische Entwicklung vor Ort bemerkbar macht, haben wir uns in einem Waldstück im Rhein-Hunsrück-Kreis angesehen.

Was sich von hier oben nur erahnen lässt, wird eine Etage tiefer deutlich sichtbar. Den Bäumen im Soonwald geht es schlecht. In diesem Waldabschnitt sorgt sich Förster Michael Veeck besonders um den Buchenbestand, der stark unter den Folgen des Klimawandels leidet
Michael Veeck, Förster Soonwald
„Um mal diesen einen Baum hier, diese Buche, die leider abgestorben ist, mal zu verinnerlichen. Wenn diese Buche leben würde würde die pro Stunde etwa 2 Kilogramm des schädlichen Gases aus der Atmosphäre ziehen und im Rahmen der Photosynthese umwandeln in Stoffe, die der Baum braucht, zum Beispiel Zucker, und würde gleichzeitig etwa 1,7 Liter Sauerstoff an die Atmosphäre abgeben. Das heißt, so ein Baum kann etwa 20 Menschen am Tag mit Sauerstoff versorgen, wenn er denn noch leben würde. Ich glaube, dass da die Dramatik deutlich wird, in der wir stecken.“
Einige Waldabschnitte sind hier so sehr geschädigt, dass sie selbst die Förster nicht mehr betreten. Zu groß die Gefahr von herabfallenden Ästen.
Wie hier sieht es auch in anderen Wäldern in Rheinland-Pfalz aus. Im heute veröffentlichten Waldzustandsbericht heißt es: Nur knapp ein Zehntel der Buchen in Rheinland-Pfalz weisen keine Schadenmerkmale auf.
Katrin Eder, Bündnis 90/Die Grünen, Umweltministerin Rheinland-Pfalz
„Wir haben leider keine Gesundung der Wälder erleben können auch in diesem Waldzustandsbericht, sondern 85% der Bäume in den rheinland-pfälzischen gelten als geschädigt und insofern ist hier keine Entwarnung zu geben.“
Die Hauptursache für den immer schlechteren Zustand der Wälder: Längere Dürrephasen, Hitze und Luftschadstoffe lassen die Bäume anfälliger werden für Bakterien, Pilze und Schädlinge. Mit klimareselienteren Mischwäldern wird versucht den Schaden einzudämmen.
Katrin Eder, Bündnis 90/Die Grünen, Umweltministerin Rheinland-Pfalz
„Es gilt für den Wald wie für jedes Ökosystem: Je größer die Vielfalt, umso besser ist es eben anpassungsfähig auch auf bestimmte Herausforderungen. Und deswegen sind Mischwälder unser Ziel, weil sie einfach sehr anpassungsfähig sind.“
Die Daten zur Erstellung des Waldzustandsberichts erhebt die Forschungsanstalt für Waldökologie und Forstwirtschaft in Trippstadt. Bei ihren Stichproben begutachten sie vor allem die Baumkronen.
Dr. Stefan Seegmüller, Forschungsanstalt für Waldökologie Trippstadt
„Der Blick in die Baumkrone ist deshalb so wertvoll, weil die Blätter die Kraftwerke der Bäume sind und sich da ganz schnell, ganz massiv der Lebenszustand und die Vitalität der Bäume äußert.“
Und so geht auch der Blick von Michael Veeck oft nach oben. Das Forstamt Soonwald ist für etwa 20.000 Hektar Wald verantwortlich. Mit baulichen Maßnahmen zum Regenwasserrückhalt versucht es Trockenschäden abzumildern und den Wald so widerstandsfähiger zu machen. Für eine langfristige Umgestaltung des Waldes brauche es aber Geduld, so Veeck. Erst in mehreren hundert Jahren zeige sich wirklich, wie sich die heutigen Maßnahmen auf die Zukunft der so lebenswichtigen Wälder ausgewirkt haben.