Vor dem großen Knall an der Salzbachtalbrücke

Mitte Juni erleben viele Autofahrer auf der A66 bei Wiesbaden einen Schock. Auf der Salzbachtalbrücke ist die Fahrbahn einen halben Meter abgesackt. Es besteht Lebensgefahr für die Menschen auf und unter der Brücke. Die Folge: Eine Vollsperrung der Autobahn und viele lange Staus. Schnell wird klar: Die marode Brücke muss gesprengt werden. Nach monatelanger Vorbereitung wird es morgen ernst.

Es ist ein Anblick, der bald Geschichte sein wird. Morgen Mittag um 12 Uhr wird die Wiesbadener Salzbachtalbrücke nach fast 60 Jahren gesprengt. Ein Grund dafür soll ein defektes Lager zur Lastenübertragung sein. Einzelheiten dazu sind aber bis heute nicht bekannt.
220 Kilo Sprengstoff sollen dafür sorgen, dass zunächst am südlichen Teil der Brücke die Pfeiler einknicken und die Brücke senkrecht in sich zusammensackt. Drei Sekunden später sollen dann die Sprengladungen am nördlichen Teil der Brücke zünden.
Direkt neben der Brücke liegt das Hauptklärwerk von Wiesbaden. Hier ist man schon auf den großen Tag vorbereitet.
Frank Fischer, ELW – Klärwerk Wiesbaden
„Wir werden für eine kurze Zeit einfach Pumpen und Klappen, also wo sensible Teile dran sind, abschalten. Das behindert aber nicht die Abwasserreinigung. Dient einfach nur dazu, wenn die Dinge in Ruhe sind, dann ist bei einer Erschütterung weniger die Gefahr, dass irgendwie irgendetwas kaputt geht, als wenn es in Bewegung ist.“
Sprengschutzwände schirmen die Klärbecken vor herumfliegenden Teilen ab. Um die Infrastruktur zu schützen, sollen die Brückenteile auf Sandhügel fallen. Doch das Vertrauen in den Sprengmeister ist groß. Zur Not können Taucher Brückenteile aus den Klärbecken holen.
Am Sprengtag werden aber erst mal keine Menschen in der Nähe der Salzbachtalbrücke sein. Auch 140 Anwohner müssen am Morgen ihre Häuser verlassen.
Henriette Becker
„Ja, wir haben ein bisschen Bammel. Keine Ahnung was uns da so erwartet. Also wir wohnen hier sehr gerne und finden es alles sehr schön hier, aber haben natürlich ein bisschen Angst, was danach passiert.“
Daniela Ondricek
„Es ist schon anstrengend. Wir wissen alle es muss sein, aber ich glaube, wir machen alle zehn Kreuze, wenn es endlich vorbei ist und alles gut läuft. Und wenn langsam mal wieder hier Ruhe einkehrt.“
Jonas Becker
„Wir nehmen unsere Geburtsurkunden mit und vielleicht die Familienalben. Aber hoffen natürlich das Beste.“

Die Sprengung wirkt sich auch auf den jetzt schon schwer gebeutelten Auto- und Bahnverkehr aus.
Die Stadt Wiesbaden rechnet am Samstag mit erheblichen Verkehrsbehinderungen rund um die Salzbachtalbrücke. Da bis zum Nachmittag noch zusätzliche Straßen gesperrt sind, empfiehlt die Stadt Autofahrern, die Brücke weiträumig zu umfahren und auf den Mainzer Ring auszuweichen.
Auch der umliegende Bahnverkehr wird um die Mittagszeit still stehen.

Ralf Munser, Pressesprecher Stadt Wiesbaden
„Wir können nur gemeinsam appellieren – das heißt, die Landeshauptstadt Wiesbaden, die Polizei und die Autobahn GmbH – nicht zum Ort der Sprengung zu kommen, damit es zu keinem Verkehrschaos kommt. Schauen Sie sich das am besten zu Hause alle sin Ruhe an, es gibt einen Livestream, sodass es tatsächlich am besten ist. Bleiben Sie zu Hause an dem Tag.“
Nur Nebel und Starkregen könnten die Sprengung der Salzbachtalbrücke jetzt noch verhindern. Doch mit beidem ist nicht zu rechnen. So ist fast sicher: Dieser Anblick wird morgen kurz nach 12 Geschichte sein.