Ver.di nennt Forderungen für Tarifrunde

Die Lufthansa konnte zuletzt – dank eines starken Reisesommers – einen Rekordgewinn verzeichnen. Rund 1,2 Milliarden Euro verdiente der Konzern von Juli bis September – das ist das zweitbeste Quartal in der Unternehmensgeschichte. Doch davon komme beim überlasteten Bodenpersonal zu wenig an, sagt die Gewerkschaft ver.di. Sie hat heute in Frankfurt zusammen mit Lufthansa-Beschäftigten ihre Forderungen für die kommende Tarifrunde vorgestellt.

Trotz wirtschaftlicher Höhenflüge – am Boden sind viele Lufthansa-Angestellte unzufrieden. Sie könnten das zuletzt um rund 15 Prozent gestiegene Passagieraufkommen kaum bewältigen. Viele Tätigkeiten müssten heute von einer statt von drei Personen erledigt werden, berichtet Claudia Witte-Salvoch. Der Personalmangel führe zu Überlastungen und Störungen im Betriebsablauf.
Claudia Witte-Salvoch, Teamleiterin Passagierabfertigung Lufthansa
„Wir kommen füreinander zum Dienst, weil wir wissen: ‚Wenn ich heute nicht komme, dann gehen die anderen den Bach runter.‘ Aber ja, es ist anstrengend, es ist definitiv anstrengend. Und es gibt die Momente, wo man wirklich mit sich selbst kämpfen muss, ob man das noch auf die Reihe kriegt.“
Immer wieder müssten Tausende Fluggäste wegen verpasster oder gestrichener Flüge in Hotels untergebracht werden, für Umbuchungen bliebe ihrem 25-köpfigen Team keine Zeit. Mehrere Lufthansa-Mitarbeiter berichten heute von Doppelschichten, Zusatzdiensten und Überstunden, die nicht abgebaut werden könnten. Für die insgesamt 25.000 Bodenbeschäftigten fordert ver.di daher einen großen Schluck aus der Pulle. Soll heißen: 12,5 Prozent mehr Lohn, mindestens 500 Euro mehr im Monat. Außerdem 3000 Euro Inflationsausgleich, mehr Urlaubsgeld und eine Schichtzulage.
Marvin Reschinsky, ver.di Verhandlungsführer
„Die Forderungen sind hoch, die wir stellen. Es sind die höchsten Forderungen auch im Vergleich mit anderen Beschäftigtengruppen bei der Lufthansa. Aber das braucht’s jetzt. Gerade weil die Bodenbeschäftigten in den letzten Jahren den Gürtel immer enger schnallen mussten. Deswegen braucht’s jetzt, damit das neue Personal gefunden wird, deutliche Erhöhungen.“
Das würde auch Udo Stoye helfen. Seit zwölf Jahren befördert er als Busfahrer am Frankfurter Flughafen Lufthansa-Personal und kommt doch kaum über die Runden.
Udo Stoye, Crew-Busfahrer Lufthansa Frankfurt
„Wenn man jetzt auf Wohnungssuche im Landkreis Darmstadt-Dieburg wäre, die Mieten, von meinem Lohn könnte ich die gar nicht bezahlen. Also kommt noch das Auto dazu, Essen, Trinken. Und da ist schon Feierabend. Für Freizeitaktivitäten bleibt da nix mehr hängen.“
Die Lufthansa will die Forderungen heute nicht kommentieren. Die Tarifverhandlungen sollen am 18. Januar beginnen. Ob es dann auch zu Warnstreiks kommen wird, lässt ver.di heute offen.