Urbane Begrünung in Frankfurt

Die Sommer werden immer heißer, vor allem in unseren Städten staut sich die Hitze. In Frankfurt soll nun eine neue Konstruktion das Stadtklima abkühlen: Großflächige Segel, die schnell begrünt werden können.

Aufgeheizter Beton und Asphalt, bis zu 42 Grad in den Hochhausschluchten der Mainmetropole und kaum Schatten. In Großstädten kann es tatsächlich bis zu zehn Grad heißer werden als zur selben Zeit auf dem Land. Abhilfe könnten nun diese Leichtbau-Konstruktionen schaffen, die mit schnell wachsenden Kletterpflanzen für Schatten und Sauerstoff sorgen sollen.
Rosemarie Heilig (Bündnis 90 / Die Grünen), Dezernentin für Klima Frankfurt
„Frankfurt ist die heißeste Stadt Deutschlands, das sagt ja eigentlich schon alles. Wir haben seit 2018 so heiße Sommer, dass wir es kaum noch aushalten. Das heißt, wir brauchen dringend solche Lösungen, um Grün in die Stadt zu bringen.“
Bis zu zehn Meter hoch sind die Leichtbau-Tragwerke aus Holz und Stahl, die sich schnell montieren lassen. Benötigt wird lediglich ein Wasseranschluss, die Bewässerung erfolgt durch Sensoren automatisch. Die Töpfe sind höhenverstellbar, der Sockel kann als Sitzplatz genutzt werden. Über zwei Jahre haben die beiden Frankfurter Produktdesignerinnen Carlotta Ludig und Nicola Stattmann an ihrem Entwurf gearbeitet. Nun soll ihr neues System vorzugsweise dort platziert werden, wo Bäume keine Chance haben.
Carlotta Ludig, Produktdesignerin
„Die dort nicht wachsen können, weil kein Platz im Boden ist für die Wurzeln. Und können deshalb genau an diese ganz verdichteten Orte in der Stadt, wo die Flächen versiegelt sind und wo es wahnsinnig warm wird.“
Das erste öffentliche Modell ist nun am Frankfurter Senckenberg-Museum zu sehen, künftig soll es etwa in Kommunen und in Kitas Schule machen. Um den stabilen Betonsockel zu platzieren, wird allerdings ein Kran benötigt. Kosten für die Konstruktion: Knapp 50.000 Euro, für Aufbau und Transport kommen nochmal 10.000 oben drauf. Der Deutsche Wetterdienst verspricht sich viel von den Pflanzensegeln und will am ersten Modell Messstationen anbringen.
Petra Fuchs, Deutscher Wetterdienst
„Je nach Größe dieser Anlage und je nach Vegetationsstand habe ich durch solche Anlagen eine höhere Verdunstung. So das damit durch die Verdunstungskälte Temperatur reduziert wird. Und ich habe einen Schatteneffekt.“
Das Forschungsinstitut des Senckenberg-Museums will die Konstruktion nutzen, um den Einfluss auf Insekten zu beobachten.
Prof. Andreas Mulch, Direktor Senckenberg Forschungsinstitut
„Zu zeigen, dass man auch mit kleinen Schritten Natur wieder in die Stadt oder an Orte bringen kann, wo sie vielleicht nicht mehr so gut funktioniert. Wenn auf einmal wieder Schmetterlinge im Garten oder in der Fußgängerzone sind, dann sieht man, dass das Handeln auch einen Effekt hat.“
Die Kosten für das erste Modell hat die Stadt Frankfurt übernommen. Und plant bereits, das System an verschiedenen öffentlichen Orten zu platzieren. Die großen Pflanzensegel könnten also bald öfter in der Mainmetropole zu sehen sein.