Ungewöhnliche Begräbniskirche in Frankfurt

Haben Sie schon einmal darüber nachgedacht, wie Sie einmal beigesetzt werden wollen? Ein Gedanke, den die meisten Menschen wohl am liebsten für immer vor sich herschieben würden. Dabei hat diese Entscheidung auch große Auswirkungen auf die Hinterbliebenen, denn eine klassische Erdbestattung ist teuer und die Grabpflege aufwendig und langwierig. Auch deshalb sind inzwischen 80 Prozent aller Begräbnisse in Deutschland Urnenbeisetzungen. Um dem steigenden Bedarf gerecht zu werden, geht das Bistum Limburg jetzt ungewöhnliche Wege.

 

Die Kirche St. Michael im Frankfurter Nordend. Bereits seit 2007 finden hier keine Gottesdienste mehr statt, zu klein wurde irgendwann die Gemeinde für dieses gewaltige Gotteshaus. Jetzt soll hier Hessens erste Begräbniskirche entstehen, quasi ein „Indoor-Friedhof“ für Urnengräber.
Susanne Gorges-Braunwarth, Bistum Limburg:
„Sterben, Tod und Trauer hat uns ja in der Pandemie auch beschäftigt und wir haben gelernt, dass wir gute Orte brauchen dafür, dass an die Verstorbenen gedacht wird, dass die Trauernden aufgefangen werden, dass es auch Rituale und eine Erinnerungskultur gibt, die den Menschen Halt, Trost und eine Perspektive anbietet. Und da können wir Kirchen etwas anbieten und das soll an diesem Ort gut aufgehoben sein.“
2500 Urnengräber sollen hier bis Ende nächsten Jahres entstehen. Kostenpunkt für den Umbau: 3,1 Millionen Euro. Die Verpachtung der Urnengräber für je 2650 Euro soll zumindest einen Teil davon refinanzieren. Einen Ruheplatz für 15 Jahre bekommt man dafür. Doch der Preis ist nicht das einzige Argument für die Begräbniskirche, findet die Leiterin des angeschlossenen Trauerzentrums.
Verena Maria Kitz, Leiterin des Zentrums für Trauerseelsorge:
„Für viele ist die Pflege eines Grabes, eines Erdbegräbnisses, über zwanzig Jahre gar nicht mehr darstellbar. Sie leben oft an anderen Orten, sind vielleicht gesundheitlich nicht in der Lage. Andere haben auch wenig Beziehung dazu, den Friedhof als einen Ort ihrer Trauer zu finden.“
Die Begräbniskirche sei einladend, überdacht und barrierefrei. Außerdem soll hier in Zukunft immer jemand von der Trauerseelsorge für Hinterbliebene ansprechbar sein. Bis die ersten Urnen in St. Michael beigesetzt werden können, wird es aber noch etwas dauern. Das Bistum plant die Fertigstellung der ersten Hessischen Begräbniskirche für Ende 2024.