Trulli laden zum Entdecken ein

Nirgendwo in Deutschland wird so viel Wein angebaut wie in Rheinland-Pfalz. Rheinhessen ist Deutschlands größtes Weinanbaugebiet. Überall in den Weinbergen stehen Wingertshäuschen. Das waren früher, als es noch keine Traktoren gab, Schutzhäuser für die Winzer, gegen Kälte, Regen und Hitze. In einem Buch werden jetzt die schönsten Wingertshäuschen von Rheinhessen vorgestellt. Manche sehen richtig eigenartig aus.

Als ob er gar nicht hier hingehört. So wirkt dieser Trullo bei Flonheim. Trulli sind besonders in Italien bekannt. Dort gehören sie zum Weltkulturerbe. Aber auch bei uns gibt es die Rundhäuser. Die Autorin Claudia Hillenbrand ist auf Wanderschaft in Rheinhessen, dem Land der 1.000 Hügel. Mitten in den Weinbergen entdeckt sie die seltsamen Häuschen.
Claudia Hillenbrand, Autorin
„Und da kommen wir an diesem Trullo vorbei, so ein Häuschen hatte ich noch nie gesehen. Und es stand da, wie ein Zuckerhut vor strahlend blauem Himmel und dann habe ich angefangen, wo überall in Rheinhessen solche Kleinode stehen und ob es noch mehr gibt. Ja, und dann habe ich angefangen zu recherchieren.“
Aus der Recherche wird ein Buch. Die 111 schönsten Weinbergshäuschen in Rheinhessen. Sie dienten früher den Winzern als Unterstand zum Schutz vor Gewittern, Kälte oder zu viel Sonne. Wie aber diese seltsame Trullo-Form nach Rheinhessen gekommen ist, ist nicht ganz klar.
Claudia Hillenbrand, Autorin
„Es geht die Sage, dass apulische oder lombardische Wanderarbeiter, die hier in der Gegend in den Steinbrüchen gearbeitet haben, diese Häuschen aus Heimweh gearbeitet haben.“
Eine romantische Geschichte! Die Wahrheit ist wohl eher: so ein Trullo konnte im 18. Jahrhundert ziemlich einfach gebaut werden. Neben den strahlend weißen Häuschen gibt es in Rheinhessen ganz unterschiedliche Trulli. Einfach zu finden sind sie nicht.
Claudia Hillenbrand, Autorin
„Also, in der Tat war es ein sportliches Buch, zu den wenigsten Häuschen kann man direkt hinlaufen, sondern man muss sich die Häuschen schon erlaufen. Bei einem, das hab ich zweieinhalb Stunden gesucht und dann immer die Rebreihen rauf, die Rebreihen runter. Umso größer die Freude, wenn man es dann gefunden hat.“
Je reicher der Winzer, umso prunkvoller die Architektur seines Weinberghäuschens. Früher war das mal so. Im Buch verewigt hat Claudia Hillenbrand neben Trulli auch Schutzhütten, die nicht so exotisch aussehen.
Claudia Hillenbrand, Autorin
„Die Trulli, die stammen ja aus einer gewissen Zeit, die wurden ja Mitte des 18. Jahrhunderts gebaut. Aber Weinbergshäuschen, die werden ja seit dem Mittelalter gebaut, bis heute. Und da gibt es auch so viele, so schöne Exemplare, dass ich gedacht habe, die sind auch wert, in einem Buch aufgeführt zu werden.“
Aufgeführt sind auch die Koordinaten. Der Pertelturm bei Partenheim ist aktuell das schönste Wingerstshäuschen. Jährlich zeichnet die Weinbruderschaft Rheinhessen eines der Schutzhäuser aus. So sollen die Menschen, die hier leben, dazu animiert werden, sich um die Wingertshäuschen zu kümmern, damit sie noch lange als Wahrzeichen einer Weinbauregion erhalten bleiben.