Tragödie bei den Alpakas im Tierpark Klosterwald

„Tiere bitte nicht füttern!“ Sie kennen die Schilder. Weil Besucher wohl genau das ignoriert haben, ist es vor kurzem in einem Tierpark in Lich in der Nähe von Gießen zu einer Tragödie gekommen. Mehrere Alpakas fressen Gemüsereste, die jemand ins Gehege geworfen haben muss. Zwei Stuten und ein Jungtier sterben, zwei weitere überleben nur knapp.

Für Lydia Ebert sind die Alpakas wie ihre Kinder. Rund um die Uhr ist sie im Tierpark, übernachtet manchmal sogar in einem Häuschen am Gehege. Die kleine Frieda hat sie eigenhändig mit der Flasche aufgezogen. Eines Abends bemerkt sie, dass es einem Alpaka nicht gut geht. Sie ruft den Tierarzt. Doch in der Nacht verstirbt die Stute. Das tragische: Sie hatte erst im August Nachwuchs bekommen – den kleinen Heinrich.
Lydia Ebert, Tierpark Klosterwald
„Der Heinrich hatte darunter besonders gelitten, der ist über zwei, drei Stunden noch bei seiner toten Mama stehen geblieben und wollte einfach nicht weg und wie wir sie dann weg holen mussten und raus tragen mussten, ist er hinterher und hat Töne gemacht, das hat einem tief das Herz berührt. Das war ein richtiger Alptraum.“
Alpakas dürfen nur Gras, Heu und ein spezielles Müsli fressen. Doch Besucher hatten offenbar Gemüsereste ins Gehege geworfen, darunter Kohl. Er löst bei Alpakas eine Kolik aus, ein qualvoller Tod.
Lydia Ebert, Tierpark Klosterwald
„Ich habe Kohlräbchen in Scheiben geschnitten hier raus geholt, ich habe Pfirsiche raus geholt, Paprika, Gurken, alles was hier nicht rein gehört, wo ich vorher schon so Zettel hier hatte, dass ausdrücklich nur unser Futter verfüttert werden darf und trotzdem haben hier das Besucher gefüttert.“
Wenige Stunden später stirbt eine zweite Stute, auch sie war frisch Mama geworden. Die Alpaka-Kinder Heinrich und Maria sind noch auf Muttermilch angewiesen. Sie und ein weiteres krankes Tier kommen in die Klinik. Die Flasche nehmen die Jungtiere kaum an. Schließlich entwickelt Heinrich eine Acidose. Eine Übersäuerung des Blutes, ausgelöst durch Stress. Trotz Infusion stirbt er. Drei tote Tiere, nur wegen einer Gedankenlosigkeit.
Lydia Ebert, Tierpark Klosterwald
„Aus dem Grund hab ich mich auch entschieden, das so öffentlich zu machen, dass der oder diejenige das vielleicht liest und daraus lernt. Weil ich denke nicht, dass die Besucher das aus bösem Willen gemacht haben, ich denke nur aus Unwissenheit heraus.“
Für die Alpakas gilt ab sofort striktes Fütterungsverbot. Schon am Eingang ist das nicht mehr zu übersehen.
Stute Josy, die ebenfalls von dem Gemüse gefressen hatte und die kleine Maria überleben den Vorfall knapp. Doch wieder zuhause nimmt Maria die Flasche mit Ersatzmilch kaum an.
Nach rund einer Woche dann endlich eine glückliche Wendung: Eine andere Stute lässt neben ihrem eigenen Kind auch Maria trinken. Die Kleine ist gerettet.