Tödliche Fallen aus der Römerzeit

Im ersten Jahrhundert nach Christus haben die Römer bei Bad Ems zwei Militärlager errichtet. Und die haben sie gut abgesichert, mit tödlichen Holzfallen. Es ist eine Sensation, dass einige Teile dieser Fallen bis heute erhalten sind. Nach ihrer Restaurierung sind sie jetzt im Mainzer ‚Leibniz-Zentrum für Archäologie‘ vorgestellt worden.

Sie sind spitz, römisch und aus Holz. Eine Art Waffe. Rund 2000 Jahre alt. Nahezu unbeschadet erhalten. Holzpfähle, die die Römer aufstellten, um Feinde zu vertreiben. Ein Sensationsfund. So stellen sich die Forscher die antike Holzfalle vor. Zum ersten Mal überhaupt werden echte Teile dieser tödlichen Verteidigungsanlage öffentlich gezeigt.
Dr. Peter Henrich, Generaldirektion Kulturelles Erbe Rheinland-Pfalz
„Wir haben hier sozusagen eine Art römischer Stacheldraht aus dem ersten Jahrhundert nach Christus. Und die Wahrscheinlichkeit sowas zu finden, ist noch unwahrscheinlicher als ein Sechser im Lotto, denn hier mussten viele Faktoren mitspielen. Feuchtigkeit, Luftabschluss und natürlich erst mal, dass die Sachen überhaupt im Boden waren. Wir haben die superseltene Möglichkeit, nach mehr als 400 Jahren archäologischer Forschung weltweit zum ersten Mal solche Objekte zu präsentieren.“
Objekte, die Archäologen der Frankfurter Goethe-Universität zwischen 2017 und 2019 ausgraben. In Bad Ems. Ein Landwirt hat die Archäologen durch römische Funde auf die Spur von zwei Militäranlagen gebracht. Um das Jahr 47 nach Christus waren hier ungefähr 3000 Soldaten in Zelten untergebracht. Mit den Holzpflöcken sicherten die Römer ihre Lager ab.
Prof. Dr. Markus Scholz, Archäologe, Goethe-Universität Frankfurt
„Also egal, wie man in den Graben hineingerutscht wäre, als potenzieller Angreifer, man hätte sich unweigerlich aufgespießt. Dieser besondere Schutz dieser Anlage erklärt sich dadurch, dass die Römer versucht haben, dort Silbererz zu schürfen und zu gewinnen. Die Ausbeute war offensichtlich geringer als erwartet. Aber natürlich, wo es um Edelmetalle geht, gibt es natürlich Neider und potenzielle Räuber.“
Die tödlichen Holzfallen konnten die Archäologen so gut erhalten ausgraben, weil das Holz zweitausend Jahre lang in einem feuchten, sauerstoffarmen Lehmboden lag. Damit das Holz nach der Bergung nicht sofort zerfällt, musste es schnellstmöglich restauriert und konserviert werden.
Prof. Alexandra Busch, Direktorin Leibniz-Zentrum für Archäologie
„Wir haben im Rahmen dieses wunderbaren Kooperationsprojekts zwischen der Generaldirektion Kulturelles Erbe, der Goethe-Universität, die Hölzer restauriert. Denn wir haben am Leibniz-Zentrum für Archäologie eine besondere Expertise in der Nassholzkonservierung.“
Die besondere Expertise heißt Markus Wittköpper. Er ist einer der wenigen Restauratoren in Deutschland, die antike Hölzer restaurieren und konservieren. In seiner Werkstatt in Mainz hat er die antiken Holzpfähle sozusagen in eine Harzlösung eingelegt.
Markus Wittköpper, Restaurator Leibniz-Zentrum für Archäologie Mainz
„Bei den Spitzen jetzt aus Bad Ems war es so, dass die reine Konservierung in einem Lösungsmittel vier Monate gedauert hat. Aber dann schließt sich die langsame Trocknung an und anschließend die Restaurierung. Der ganze Vorgang hat insgesamt zweieinhalb Jahre gedauert.“
Zweieinhalb Jahre für 2000 Jahre alte Holzpfähle. Eine Weltsensation, die zeigt, dass bei Bad Ems die Römer große Militäranlagen durch tödliche Fallen abgesichert haben.