Todesfahrer legt Geständnis im Mordprozess ab

Es war ein Horror-Unfall vor knapp anderthalb Jahren im Frankfurter Ostend: Ein SUV-Fahrer gibt mitten in dem belebten Viertel Vollgas, weil er offenbar mit seinem Auto protzen will. Doch dann verliert er die Kontrolle über sein Fahrzeug und tötet zwei Menschen. Seit heute muss sich der 40-jährige Fahrer des SUV vor dem Landgericht Frankfurt verantworten.

Wie ein Poser tritt der Angeklagte Nebojsa S. heute nicht vor die Richter. Er wirkt ruhig und zurückhaltend. Damals im Straßenverkehr soll er sich ganz anders verhalten haben.
Laut Anklage fährt Nebosja S. am 21. November 2020 mit seinem Dienstwagen, einem 625 PS starken SUV, durch die Frankfurter Innenstadt. Nach einer Ampel beschleunigt er stark. In einer Kurve bricht das Fahrzeug mit rund 80 Stundenkilometern aus, Nebojsa S. verliert die Kontrolle und kommt von der Straße ab. Dabei tötet er einen 27-jährigen Fahrradkurier sowie einen 61-jährigen Mann. Dessen Tochter, mit der der Mann gerade einen Kleiderschrank ins Auto verladen will, wird schwerverletzt.
Nebojsa S. habe vorher das sogenannte DSC-System ausgeschaltet, das verhindert hätte, dass das Fahrzeug in der Kurve ausbricht. Er soll absichtlich gedriftet sein, um anderen Verkehrsteilnehmern zu imponieren, so die Staatsanwaltschaft. Er habe billigend in Kauf genommen, dass Menschen tödlich verletzt werden.
Hanna Faust, Staatsanwältin
„In rechtlicher Hinsicht lautet die Anklage zum einen Mord zum Nachteil der beiden verstorbenen Geschädigten durch die Verwendung eines gemeingefährlichen Mittels, nämlich des Fahrzeugs sowie gefährliche Körperverletzung zum Nachteil der Geschädigten, sowie die Veranstaltung eines verbotenen Kraftfahrzeugrennens in Form der neuen Fassung des Rennens gegen sich selbst.“
Auch die Nebenklage geht von zweifachem Mord aus.
Ulrich Warncke, Anwalt der Nebenklage
„Wer also mit einem solchen Fahrzeug ohne Assistenzsysteme mit laut aufheulendem Motor in eine solche stark frequentierte Gegend fährt und einen Drift, also einen kontrollierten Schleudervorgang, einleitet, der weiß, was er tut und der nimmt billigend in Kauf, dass dabei auch Menschen zu Tode kommen.“
Der Anwalt der schwerverletzten Frau fordert sogar noch mehr.
Florian Münch, Anwalt der Nebenklage
„Unsere Erwartungshaltung ist grundsätzlich die, dass wir der Auffassung sind, dass auch zulasten meiner Mandantin in dem Verfahren hier richtigerweise von einem versuchten Mord auszugehen ist. Das ist derzeit so nicht angeklagt.“
Nebojsa S. gibt zu, absichtlich riskant in die Kurve gefahren zu sein. Er sei ein Autonarr und habe einen lauten Sound des Motors erreichen wollen. Driften habe er jedoch nicht gewollt. Er habe die Kontrolle über seinen SUV verloren und versucht gegenzulenken. Dabei sei der Unfall passiert.
Axel Küster, Verteidiger von Nebosja S.
„Ich sag mal, man fährt zu schnell durch die Stadt, aber dass man jetzt willentlich jemanden töten will, das halte ich wirklich für sehr weit, auch das Mordmerkmal, dass das Auto ein gemeingefährliches Werkzeug sein soll. Wenn man mal guckt, was sind das für Beispiele? Das sind Beispiele, wo jemand in eine Fußgängerzone fährt, das Auto für eine Amokfahrt missbraucht, aber nicht wenn man normal durch die Stadt fährt mit etwas überhöhter Geschwindigkeit.“
Franziska Oeler, Reporterin
„In seiner Stellungnahme räumt Nebojsa S. ein, alleine die Schuld zu tragen und verantwortlich für das verursachte Leid zu sein. Seine Stimme ist zittrig, immer wieder macht er kurze Pausen. Er wolle für die Tat einstehen und erwarte nicht, dass die Familien der Opfer ihm verzeihen. Er hoffe jedoch, dass sie ihm glauben, dass es ihm leid tue. Als der Angeklagte vom Unfall erzählt, weint er. Er könne seitdem nicht mehr schlafen und müsse jede Nacht an die Opfer des Unfalls denken.“
Nun gilt es zu klären, ob dem Angeklagten wirklich ein vorsätzlicher Mord nachgewiesen werden kann oder nur eine fahrlässige Tötung.