Teilchenbeschleuniger FAIR nimmt Formen an

Wie ist unser Universum entstanden? Eine ganz große Frage, der die Forscher am GSI Helmholtzzentrum in Darmstadt auf den Grund gehen wollen. Dabei setzen sie große Hoffnungen auf den Teilchenbeschleuniger FAIR, der gerade in Südhessen gebaut wird. Die hessische Europaministerin Lucia Puttrich hat die Baustelle in dieser Woche besucht.

Hier sollen sie eines Tages gelöst werden, die Rätsel um die Entstehung unseres Universums. Auf dieser Baustelle entsteht gerade eine der weltweit größten Anlagen physikalischer Grundlagenforschung: Das Beschleunigerzentrum FAIR. Die Abkürzung steht für „Facility for Antiproton and Ion Research“. Auf Deutsch: Hier wird mit Ionen und Antiprotonen geforscht.
Jörg Blaurock, Technischer Geschäftsführer GSI und FAIR
„Wir sind dazu in der Lage, durch Beschleunigung von Teilchen bis zu Lichtgeschwindigkeit Zustände wie im Universum herzustellen, also kosmische Reaktionen, kosmische Prozesse und dadurch Erkenntnisse über Materie, über die Entstehung von Materie, über Sterne, unsere gesamte Geschichte zu gewinnen.“
Kosmische Bedingungen heißt zum Beispiel extrem hoher Druck oder Temperaturen, wie es sie sonst nur in Sternen oder Sternexplosionen gibt. FAIR ist sozusagen das Universum im Labor. Der unterirdische Beschleunigertunnel von mehr als einem Kilometer Länge ist das Herzstück der Anlage. Hier werden die Teilchen mit beinahe Lichtgeschwindigkeit durchsausen. Neuste Technik auf einer riesigen Fläche – das lässt auch die Kosten in astronomische Höhen steigen: 3 Milliarden Euro, Tendenz steigend. Das Land Hessen beteiligt sich mit zehn Prozent.
Lucia Puttrich, Europaministerin Hessen
„Die Strahlkraft, die dieses Projekt hier hat, ist einzigartig und hier sind Wissenschaftler aus der ganzen Welt aktiv, also nicht nur europäisch, aus der ganzen Welt und das ist ein unglaublicher Impuls für Hessen und deshalb ein Projekt, auf das wir besonders stolz sein können und dem auch Hessen finanziellen Beitrag leistet.“
Ein Großteil des Geldes kommt vom Bund, der Rest von internationalen Partnern. Neben Fragen rund um den Aufbau von Materie und Universum könnte FAIR auch dabei helfen, neuartige Anwendungen in Technik und Medizin zu entwickeln.
Jörg Blaurock, Technischer Geschäftsführer GSI und FAIR
„Wie zum Beispiel Tumortherapie, die hier entwickelt wurde, die Voraussetzung ist dafür, dass man solche Dinge versteht oder auch jetzt gibt es Maßnahmen im Zusammenhang mit Corona, wo auch Forschungsschritte aus unserer Biophysik angegangen werden, um auch dort Lösungen zu finden.“
2017 hat der Bau begonnen und soll in vier Jahren voraussichtlich fertig sein. Eine lange Zeit – allerdings nichts im Vergleich zur Entstehung dessen, was erforscht werden soll.