Tatortreiniger im Einsatz

Es gibt Berufe, die sind einfach nichts für schwache Nerven. Zum Beispiel der Job von Marcell Engel. Er ist Tatortreiniger. Nach einem Todesfall kommt er und sorgt dafür, dass Tatorte wieder hygienisch rein sind. Dabei wird er immer wieder mit schrecklichen Anblicken und Schicksalen konfrontiert. Wir haben den Tatortreiniger bei einem seiner Aufträge begleitet.

Ankunft an einem Mehrfamilienhaus in der Frankfurter Innenstadt. Marcell Engel und sein Mitarbeiter und Sohn Kevin wissen bisher noch nicht genau, was auf sie zukommt. Sie wissen nur, bei diesem Auftrag hat es kein Verbrechen gegeben. Den Fundort sehen sie gleich zum ersten Mal. Die Begehung der Räumlichkeiten ist für den Tatortreiniger immer wieder eine Überraschung.
Marcell Engel, Tatortreiniger
„Okay, gut. Das sieht jetzt natürlich ein bisschen anders aus als ich mir das gedacht hatte. Liegedauer circa fünf Tage. Ich nehme mal stark an, da war der Rollladen oben und die Sonne hat draufgeschienen und dementsprechend ist der Verwesungsprozess da ein bisschen vorangeschritten.“
Der Verstorbene wurde bereits vor zehn Tagen abgeholt. Doch durch die mehrtägige Liegedauer haben sich jede Menge Fliegen in dem Zimmer angesammelt. Blut und Leichenflüssigkeit sind stark eingetrocknet. Es liegt ein süßlicher Geruch in der Luft. Nach einem Gespräch mit einem Hinterbliebenen weiß Marcell Engel mehr über die tragischen Umstände des Todes.
Marcell Engel, Tatortreiniger
„Ja, du siehst hier ja einen ganzen Lebensfilm und nimmst dann quasi einen Tatort des Lebens mit. Wir wissen, der Mann war Alkoholiker. Wir wissen von dem Mitbewohner, dass der immer Vollgas gegeben hat – grenzwertig; wahrscheinlich bei seinem Versterben gestürzt, ein Aneurysma sich im Kopf gebildet hat und das seine Todesursache war.“
Der Verstorbene habe kurz vor seinem Tod geerbt, wollte eine Weltreise machen, sein Leben verändern. Solche Schicksale gehen auch Marcell Engel nahe. Mit seiner Arbeit hilft er Hinterbliebenen dabei, mit den oft tragischen Umständen abzuschließen.
Die Tatortreinigung beginnt mit einer groben Desinfizierung. Anschließend wird der Raum komplett leer geräumt. Mit Flüssigkeiten kontaminierte Gegenstände, werden später in einer Müllverbrennungsanlage entsorgt. Nach weniger als einer Stunde ist der Raum leer.
Marcell Engel, Tatortreiniger
„Also jetzt wird es hier wirklich noch mal herausfordernd. Hier endet die Fußleiste. Man kann das auch hier schön sehen. Hier ist alles von der Leichenflüssigkeit eingefärbt von den Insekten, die auch teilweise dahin gekrochen sind und die dahin verteilt haben. Und jetzt sieht man, da unten drunter ist ein richtiger Cut. Also hier ist nichts ins Bauwerk eingelaufen. Aber hier, da sieht man ganz eindeutig eine Spur, die in den Boden reinführt.“
Der Boden muss komplett herausgerissen werden, sonst würde der Geruch der Leichenflüssigkeit immer intensiver werden. Vorher muss er trotzdem gereinigt werden, um den Ausbau zu vereinfachen.
Marcell Engel, Tatortreiniger
„Ja ja, eindeutig. Also das ist Leiche.“
Nachdem der Boden komplett entfernt ist, werden Fenster und Wände desinfiziert. Marcell Engel ist trotz der grausigen Dinge die er fast täglich sieht, gerne Tatortreiniger.
Marcell Engel, Tatortreiniger
„Dieser Beruf hat mich, glaube ich ,gewählt – nicht ich den. Es war reiner Lebenszufall und warum ich das jetzt seit fast 30 Jahren mache, ist eigentlich der Faktor, dass ich immer wieder tief in das Leben anderer Menschen eintauche und von der Lebensstruktur her fürs Reinigen, glaube ich, geboren bin. Ich bin sehr gründlich, reinlich und habe eine Gewisse Struktur dahinter.“
Ganz zum Schluss wird der Raum mit desinfizierendem Nebel eingesprüht. Jetzt darf er ohne Schutzausrüstung für mehrere Stunden nicht mehr betreten werden. Für die Tatortreiniger ist der Auftrag damit eigentlich abgeschlossen.
Marcell Engel, Tatortreiniger
„Ja, du gehst nach Hause und jeder verarbeitet das anders. Was ich jetzt erst mal mache: Ich klinke meinen Arbeitsalltag erst mal mit den To-Do´s aus und danach brauche ich erst mal eine Dusche und danach eine Runde Sport, um das zu verarbeiten was ich da heute wieder als Tatort des Lebens für mich mitgenommen habe.“