Tarifverhandlungen werden von Warnstreik in Kitas begleitet

Bundesweit haben heute Kita-Beschäftigte und Sozialarbeiter ihre Arbeit niedergelegt, um für bessere Arbeitsbedingungen und mehr Lohn zu demonstrieren. Nach ersten Tarifverhandlungen zwischen Arbeitgebern und ver.di hatte die Gewerkschaft zu den Streiks aufgerufen. Auch in Rheinland-Pfalz gingen heute landesweit 1.000 Menschen auf die Straße. So blieben heute einige Kitas geschlossen.

Streiken statt spielen heißt es heute auch an dieser städtischen Kita in Mainz. Hier bleibt es heute still. Das Personal hat die Arbeit niedergelegt. Auch Marie-Luise Dill streikt heute. Ihr fehlt die Wertschätzung für Erzieherinnen und Erzieher. Außerdem gäbe es zu wenig Fachpersonal. Allein an ihrer Kita sind sieben Stellen unbesetzt.
Marie-Luise Dill, Erzieherin und Streikende
„Wir sind so wenige, dass wir unseren Beruf gar nicht mehr richtig ausüben können. Also, wir haben ja auch eine gewisse Aufsichtspflicht, die wir gerade noch so erfüllen können. Aber momentan ist gerade eher so das Prinzip ’satt und sauber‘.“
Deshalb beteiligen sich heute allein in Mainz 54 der 60 städtischen Kitas an dem Streik. Dazu sind heute auch einige Jugendzentren geschlossen.
Andris Valdmanis, Sozialarbeiter
„Bei uns ist es so, dass gerne mal vergessen wurde, dass wir existieren. Das kommt sowohl politisch vor, auch in der Pandemie. Jugend ist ganz oft vergessen worden. Und auch die Sozialarbeit wird gerne vergessen. Es wird immer das Augenmerk darauf gelegt, wenn es knallt. Dann ist es aber zu spät.“
In Mainz ziehen heute 350 Streikende durch die Straßen. Für bessere Arbeitsbedingungen, Maßnahmen gegen den Fachkräftemangel und mehr Lohn. Vor allem die Corona-Pandemie habe Erzieher und Sozialarbeiter vor große Herausforderungen gestellt. Dafür müsse das Personal mehr Anerkennung bekommen, so die Gewerkschaft ver.di, die zu dem Streik aufgerufen hat.
Hintergrund sind die Tarifverhandlungen zwischen ver.di und der Vereinigung der kommunalen Arbeitgeberverbände. Nach der ersten Verhandlungsrunde ist die Gewerkschaft unzufrieden.
Tupac Orellana, Gewerkschaftssekretär ver.di
„Es gibt kein ernsthaft verhandelbares Ergebnis von Seiten der Arbeitgeberinnen und Arbeitgeber. Und deswegen setzten wir heute ein Zeichen und sagen: Diese Tarifrunde ist unheimlich wichtig. Die Kolleginnen und Kollegen haben sieben Jahre auf diese Tarifrunde gewartet. Und wir wollen ein schnelles Ergebnis und vor allem ein gutes Ergebnis.“
Gerade heute am Weltfrauentag möchte ver.di ein Zeichen setzten, da vor allem Frauen in den eher schlecht bezahlten Berufen in Kitas und Jugendzentren arbeiten.
Die Arbeitgeber zeigen sich verärgert über den Streik. Im Vergleich zu Berufsgruppen mit ähnlicher Ausbildung, seien Erzieher schon Spitzenverdiener. Der Streik habe einen anderen Hintergrund.
Markus Sprenger, Geschäftsführer Kommunaler Arbeitgeberverband RL
„Ja, der Streik nach der ersten Runde hat mit dem Datum zu tun, mit dem Internationalen Frauentag. Schafft öffentlichkeits Wirksamkeit, macht sich gut, sag‘ ich jetzt mal, aus Gewerkschaftssicht. Aber zum Verhandlungsverlauf passt es schlicht und ergreifend nicht. Wir sind am Anfang. Wir müssen noch am Anfang sein. Es war erst Auftakt. Die Verhandlungen starten.“
Marie-Luise Dill geht es auch um die Sache und dass die Verhandlungen bald abgeschlossen werden. Das Ziel: bessere Arbeitsbedingungen. Am 25. März wird weiterverhandelt. Ob es danach aber heißt, spielen statt streiken, bleibt ungewiss.