Tarifverhandlungen in der Chemieindustrie beginnen

In Rheinland-Pfalz haben heute die Tarifverhandlungen für die Beschäftigten in der chemisch-pharmazeutischen Industrie begonnen. Bis Ende April verhandeln die Gewerkschaften in den einzelnen Bundesländern regional mit den Arbeitgebern. Der Auftakt in Rheinland-Pfalz heute ist ein wichtiger Stimmungsmesser für alle Beteiligten.

Lockere Atmosphäre, ein Handshake zum Start der Tarifverhandlungen heute im pfälzischen Frankenthal. Beide Parteien sprechen im Anschluss von fairen Gesprächen, die allerdings ergebnislos bleiben.
Die IG BCE, also die Interessengemeinschaft Bergbau, Chemie, Energie, fordert für die über 75.000 Beschäftigten in der chemisch-pharmazeutischen Industrie im Land unter anderem 7% mehr Geld.
Roland Strasser, Landesbezirksleiter IG BCE Rheinland-Pfalz / Saarland
„Die Arbeitgeber haben auch nochmal angezweifelt, ob es wirklich Reallohnverluste bei den Beschäftigten gibt. Das halte ich schon für starken Tobak. Da braucht keiner irgendwie ein Wirtschaftsökonom zu sein, sondern man muss sich einfach nur am Ende des Monats seinen Kontoauszug anschauen und wird sehen, dass man doch deutlich weniger hat als in den Jahren zuvor. Also von daher, glaube ich, ist dieses Argument von den Arbeitgebern ganz an den Haaren herbeigezogen.“
Die Arbeitgeber sprechen von Krisenstimmung. Hohe Energiepreise und eine sinkende Auftragslage führten bei den Unternehmen zu einer angespannte Wirtschaftslage, sagt Arbeitgebervertreter Hendrik Müller. 7% mehr Lohn seien daher völlig überzogen.
Hendrik Müller, Verhandlungsführer Chemieverbände  Rheinland-Pfalz
„Die Branche Chemie als solches schätzt natürlich ihre Mitarbeiter und wir müssen auch ganz klar sagen, dass das Lohnniveau in der Chemie bereits das höchste in Deutschland ist. Wir liegen mit einem Durchschnittstarif, Lohn- und Gehaltsniveau von 70.000€ weit über dem Bundesdurchschnitt anderer Branchen und daher sehe ich durchaus weiter die Stellen in der Chemie als attraktiv an. Unabhängig davon, welcher Abschluss in diesem Jahr zustande kommt.“
Doch eine Nullrunde wird die IG BCE nicht hinnehmen. Die jüngsten Erfolge anderer Gewerkschaften wie der GDL und ver.di erhöhen zusätzlich den Druck, für die eigenen Mitglieder, eine kräftige Lohnerhöhung durchzusetzen.
Sollten die regionalen Verhandlungen in Rheinland-Pfalz und den anderen Bundesländern scheitern, geht es im Mai auf Bundesebene weiter. Die Gewerkschaft schließt dann auch Streiks nicht aus.