Tankstellenmord: Gericht hört Zeugen

Es ist Prozess-Tag drei rund um den Mord an einem jungen Tankstellenmitarbeiter in Idar-Oberstein. Alex W. war im September des vergangenen Jahres von einem Kunden erschossen worden, weil er diesen auf die Maskenpflicht hingewiesen hatte. Nach dem Geständnis des Angeklagten Mario N. vor dem Landgericht in Bad Kreuznach wurden heute erste Zeugen gehört.

Mario N. muss sich heute seine grausame Tat nochmal vor Augen halten. Und das im wahrsten Sinne des Wortes. Vor dem Landgericht werden heute die Videos der Überwachungskameras in der Tankstelle in Idar-Oberstein gezeigt. Darauf ist zu sehen, wie Mario N. mit dem Kassierer Alex W. diskutiert. Mario N. weigert sich, eine Maske anzuziehen und verlässt die Tankstelle zunächst, nur um rund 1 ½ Stunden später zurückzukehren.
Maike Dickhaus, Gerichtsreporterin
„Auf den Videos ist zu sehen, wie der Angeklagte vor der Kasse demonstrativ seinen Mund-Nasen-Schutz nach unten zieht. Abermals bittet Alex W. ihn die Maske korrekt zu tragen. Doch stattdessen zieht Mario N. einen Revolver aus seinem Hosenbund und drückt ab. Der junge Mann geht sofort zu Boden, in der Tankstelle bricht Panik aus, mehrere Menschen fliehen. Es sind Szenen, die bis ins Mark erschüttern. Auch im Gerichtssaal herrscht fassungslose Stille. Die Mutter des Opfers, die als Nebenklägerin auftritt, verlässt noch vor der Videovorführung den Gerichtssaal.“
Zu verstehen ist in den Videos kaum etwas. Auch eine Sprachgutachterin berichtet heute vor Gericht von einer unzureichenden Tonqualität. Die Gesprächsinhalte in der Tankstelle seien oftmals fraglich. Dazu werden heute auch Zeugen vernommen. Unter anderem ein Kollege von Alex W., der an diesem Tag mit ihm in der Tankstelle gearbeitet hatte.
Maike Dickhaus, Gerichtsreporterin
„’Bitte die Maske hoch‘, soll Alex W. den Angeklagten in der Tankstelle aufgefordert haben. Fragend soll der geantwortet haben: ‚Die Maske hoch?‘. Gleichzeitig habe er seinen Revolver gezogen und abgedrückt. Ein Schuss mitten ins Gesicht, so sagt es der Kollege des Opfers aus. Es sei ein eiskalter Blick gewesen, den der Angeklagte ihm nach der Schussabgabe zugeworfen habe.“
Mario N. habe bei der Tat fest entschlossen und sicher im Umgang mit der Waffe gewirkt, beschreiben zwei andere Zeuginnen aus der Tankstelle. Alex W. habe den Angeklagten freundlich aber bestimmt aufgefordert seine Maske zu tragen. Mehrmals haken die Verteidiger bei den Zeugen nach, wie der junge Kassierer sich verhalten habe.
Alexander Klein, Verteidiger von Mario N.
„Der Angeklagte hat sich ja dahingehend eingelassen, dass er sich in dem Moment gedemütigt gefühlt hat von dem recht jungen Tankstellenmitarbeiter. In der konkreten Situation in der er ja beim ersten Besuch mehrfach darum gebeten habe, dass er seine Maske nicht aufziehen müsse, weil er ein Problem damit hatte. Und ich denke schon, dass es darauf ankommt, wie er nun angesprochen wurde. Das soll keine Rechtfertigung der Tat sein aber vielleicht erklärt es eher, weshalb er sich gedemütigt gefühlt hat; in dem Moment in seiner subjektiven Sicht.“
Am morgigen Freitag soll das soziale Umfeld von Mario N. näher beleuchtet werden. Dann soll unter anderem die langjährige Lebensgefährtin des Angeklagten vor dem Landgericht aussagen.