Tag der Kriminalitätsopfer

Jeder kann Opfer einer Straftat werden. Sich danach jemandem anzuvertrauen, zeugt von Mut und ist der erste Schritt zur Hilfe. Und die leistet seit fast 50 Jahren der Weiße Ring. Allein in Rheinland-Pfalz kümmern sich über 200 Ehrenamtliche verteilt auf 27 Außenstellen um Kriminalitätsopfer – begleiten diese zu Polizei und Gerichtsterminen oder vermitteln Therapiestellen. Heute hat der Verein in Mainz seinen Jahresbericht vorgestellt und dabei den Fokus auf eine eher unbekannte Opfergruppe gelegt: Gewalt gegen Männer in Partnerschaften.

Körperverletzung mit dem Schwerpunkt häusliche Gewalt und Sexualdelikte – die häufigsten Erfahrungen, mit denen sich Betroffene im vergangenen Jahr an die Opferhilfsangebote des Weißen Rings in Rheinland-Pfalz gewandt haben.
Seit 2021 kümmert sich Bernd Seifried von der Mainzer Beratungsstelle SAFE! speziell um männliche Gewaltopfer in Partnerschaften. Zwar kein Schwerpunkt- aber ein besonders schambehaftetes Thema.
Bernd Seifried, Beratungsstelle SAFE! für männliche Gewaltopfer
„Dann bekommt man häufig die Beziehungsgeschichte erzählt, wie es vor Jahren schon ganz harmlos angefangen hat mit Schubsereien oder vielleicht mal einer Ohrfeige, dass dann öfters passiert ist und vielleicht auch mal eine Faust kam und dann sind die in die typische Gewaltspirale eingestiegen, die dann am Schluss möglicherweise auch mit dem Messer endet.“
Eine vom Weißen Ring geförderte Studie hat diese spezielle Opfergruppe nun erstmals wissenschaftlich in den Blick genommen. 1200 Männer wurden befragt. Die Ergebnisse zeigen:
Sabine Bätzing-Lichtenthäler (SPD), Landesvorsitzende Weißer Ring Rheinland-Pfalz
„Dass jeder zweite Mann schon Opfer von Gewalt geworden ist, wenngleich der Gewaltbegriff sehr weit gefasst wurde, aber das ist die erste Erkenntnis. Die zweite ist, dass Beratungsangebote sofern vorhanden, kaum nachgefragt werden.“
Denn nur 36 Männer haben die Beratung von SAFE! in Mainz aufgesucht. Die Studie hat damit ein Dunkelfeld erhellt.
Die Gründe dafür seien die hohe Schamschwelle, verbunden mit dem traditionellen Bild des starken Mannes.
Bernd Seifried, Beratungsstelle SAFE! für männliche Gewaltopfer
„Das man als Mann von seiner Partnerin geschlagen wird, wird häufig in der Öffentlichkeit immer noch belächelt. Man wird dann mit der Frage konfrontiert: Warum wehrst du dich nicht? Und das sind dann sehr unangenehme Situationen und deshalb sind die Männer oftmals in der Position, wo sie es einfach erdulden und bagatellisieren.“
Als Reaktion müsse laut Seifried das Beratungsangebot vergrößert und Männerschutzräume geschaffen werden, von denen es im Rheinland-Pfalz noch keinen gibt.
Auch Prävention – etwa in Schulen – sei wichtig, um Auswege und Grenzen beim weit verbreiteten Thema, Streits in Partnerschaften, klarzumachen.

Opfer einer Straftat können sich online oder unter der kostenlosen Nummer 11 6 00 6 beim Weissen Ring melden und dort Unterstützung erhalten.