Suche Azubi – Biete Auto

„Biete Auto, suche Azubi.“ Damit wirbt Patrick Lippick aus dem südhessischen Oberzent. Der neue Azubi soll nicht einfach nur einen fahrbaren Untersatz bekommen, sondern diesen Kult-Geländewagen fast geschenkt. Deshalb kann sich der Kfz-Mechanikermeister seit einigen Wochen kaum vor Bewerbungen retten.

„Es tut mir leid, im Moment sind alle Stellen vergeben, aber Sie können gerne die Bewerbungsunterlagen uns trotzdem zukommen lassen, weil wir schauen jetzt schon für den Jahrgang 2025.“
Telefonate wie dieses führt Patrick Lippick seit einem Monat mehrmals am Tag. Über 250 Bewerbungen hat er für die drei Ausbildungsplätze in seiner Karosseriewerkstatt schon erhalten. Das hätte er noch vor ein paar Wochen nie gedacht. Der Grund für den Bewerbersturm: Wer bei Patrick Lippick eine Ausbildung macht, bekommt eine alte Mercedes G-Klasse geschenkt, die es zu restaurieren gilt.
Patrick Lippick, Kfz-Meister in Oberzent
„Es war ja eigentlich nur eine Idee. ‚Wir probieren das jetzt mal aus.‘ Was dabei rauskam, das hat uns alle irgendwo nicht schockiert, eher erfreut. Aber anscheinend kommt es an.“
Eine Win-Win-Situation: Die Auszubildenden sind um ein Auto reicher und Patrick Lippick, der seine Werkstatt aktuell alleine betreibt, findet endlich Mitarbeiter. Wichtig, denn inzwischen stauen sich die Aufträge bei ihm über zwei Jahre.
Patrick Lippick, Kfz-Meister in Oberzent
„Die Not macht erfinderisch. Ich hab versucht, mich in die Lage von so einem Lehrling mal reinzuversetzen. Ich muss den Lehrling versuchen in das ganze Thema auch persönlich einzubinden. Der Anreiz ist einfach höher. Der Lehrling sieht auch, was er für sich macht und nicht nur für mich.“
Inzwischen hat sich der Mechanikermeister für drei Auszubildende entschieden. Cassia ist eine von ihnen. Bis zum Ausbildungsstart im September macht sie im Betrieb ein Praktikum. Im Herbst kann sie dann sofort beginnen, an ihrer G-Klasse zu bauen.
Cassia Schum, Praktikantin
„Es ist eigentlich eine coole Idee, weil uns Jugendliche anders zu erwärmen, zu kriegen, ist halt schwer. Ist halt nicht mehr so einfach wie früher, dass alle fünf Minuten jemand kommt und sich bewerben will.“
Patrick Lippick arbeitet ausschließlich an G-Klassen. Manche von ihnen sind über vierzig Jahre alt. Dieses Auto begleitet ihn schon sein ganzes Leben. Mit der Ausbildung versucht er, seine Leidenschaft für das Fahrzeug an die jüngere Generation weiterzugeben.
Patrick Lippick, Kfz-Meister in Oberzent
„Ich glaube, das Schöne an dem Beruf ist, dass man sieht, was man tut. Wenn Sie heute ein Fahrzeug restaurieren, ein Fahrzeug aufbauen, sehen Sie das Fahrzeug entstehen. Bei unseren G-Klassen können Sie nicht ins Regal greifen und einen neuen Motor nehmen und den einbauen. Den gibt es so nicht mehr. Wir müssen uns wirklich Dinge einfallen lassen, um die Sachen zu reparieren.“
Patrick Lippicks Idee hat nicht nur bei den Bewerbern hohe Wellen geschlagen, auch andere Kfz-Betriebe interessieren sich inzwischen für das Projekt. Ob sich das Konzept bei der Karosserie langfristig durchsetzt, kann der Mechanikermeister noch nicht sagen. Fest steht aber: Auch der Ausbildungsjahrgang 2025 darf wieder an seinen eigenen G-Klassen schrauben.