Studenten stehen wegen „containern“ vor Gericht

„Containern“ so nennt man es, wenn Lebensmittel, die ein Supermarkt weggeworfen hat wieder aus dem Müll geholt werden. Doch das gilt in Deutschland als Diebstahl und ist strafbar. Zwei Studenten aus Koblenz stehen deshalb jetzt vor Gericht.

Einige Unterstützer waren ans Amtsgericht in Lahnstein gekommen. Sie wollen auf die massenweise Verschwendung von Lebensmitteln aufmerksam machen. Dagegen kämpfen auch Julia K. und Nils K. . Sie sollen weggeworfene Lebensmittel aus den Müllcontainern eines Supermarktes gestohlen haben. Dass das strafbar ist, wollen sie nicht so einfach hinnehmen.
Nils K., Angeklagter
„Weil es nicht sein kann, dass Menschen vor Gericht gestellt werden, die Lebensmittel retten, die noch verwertbar sind. Es hungern weltweit 811 Millionen Menschen und wir schmeißen’s hier weg, das geht nicht. Es gibt Unternehmen, die stellen neben ihre Container Kisten, wo die Sachen noch gut drin sind und schmeißen wirklich nur das wirklich schlechte weg.“
Nicht so der Supermarkt in Lahnstein. Er hat die beiden Studenten aus Koblenz angezeigt. Im Raum stehen die Vorwürfe Hausfriedensbruch und Diebstahl. Die Angeklagten verweisen darauf, dass in Deutschland jedes Jahr 12 Millionen Tonnen genießbare Lebensmittel im Müll landen. Trotzdem ist das sogenannte „Containern“ verboten und muss von der Staatsanwaltschaft verfolgt werden. Auch wenn der Schaden wie in diesem Fall auf nur rund zehn Euro geschätzt wird.
Michael Otto, Reporter
„Mehrfach bietet die Richterin eine Einstellung des Verfahrens an, aber Staatsanwaltschaft und Verteidigung können sich nicht einigen, ob es eine Einstellung mit Geldauflage oder ohne Geldauflage sein soll. Die Staatsanwaltschaft besteht auf einer Geldauflage, weil es sich um eine strafbare Tat gehandelt habe. Aber weil es keine Einigung gibt, gibt es jetzt dafür eine ausführliche Beweisaufnahme.“
Die Angeklagten und ihre Unterstützer hoffen aber vor allem auf die Politik. Die könnte mit einer Gesetzesänderung das Containern straffrei machen. So wie in Frankreich. Dort sind Supermärkte sogar verpflichtet, Nahrungsmittelreste zu spenden oder zu verwerten. In zwei Wochen will das Gericht weitere Zeugen hören.