Streit um Windkraft in Eltville

Am kommenden Sonntag haben die Menschen in Eltville die Wahl. In einem Bürgerentscheid sollen sie darüber abstimmen, ob hoch über den Weinbergen am Taunuskamm Windräder aufgestellt werden sollen oder nicht. Die Befürworter sagen: „Wir müssen weg von den fossilen Brennstoffen und wir können damit sogar Geld verdienen“ – die Gegner meinen, dass mit den Windrädern eine jahrtausendealte Kulturlandschaft zerstört werden könnte.

Ortstermin am Ortsrand von Eltville: Mitarbeiter der Landesenergieagentur Hessen zeigen den Anwohnern mithilfe einer App, wie die geplanten Windräder am Taunuskamm einmal aussehen könnten. Ein tiefer Einschnitt ins Landschaftsbild, finden die einen – fällt doch kaum auf, sagen die anderen: Dazwischen gibt es nur wenig.
Katrin Bruns, Anwohnerin
„Wenn ich mich mit den Leuten unterhalte, die ja auch vor Ort wohnen, ist die Resonanz total positiv. Was dafür sorgt, dass ich ganz zuversichtlich bin, dass wir das auch umgesetzt bekommen. Wir müssen weg von fossilen Brennstoffen in erneuerbare Energien. Und der Blick da drauf ist auch nichts, was uns stört. Im Gegenteil.“
Renate Quermann, Stadtbild-Verein Eltville
„Diese Kulturlandschaft hier im Rheingau ist in ihrem geschlossenen Ensemble einzigartig in Europa. Das finden Sie nicht noch einmal. Wenn Sie jetzt Windräder auf den Taunuskamm stellen, dann werden diese ganzen Kulturdenkmäler entwertet.“
Fest steht, dass sich das Waldgebiet am Taunuskamm hervorragend für Windkraftanlagen eignet. Wegen der exponierten Lage weht hier oft eine kräftige Brise. Deshalb hat das Land Hessen das Gebiet auch als Windkraft-Vorrangfläche ausgewiesen. Und größere Rodungsarbeiten wären hier auch nicht mehr nötig.
Claus Driese, RheingauWind Bürgergesellschaft
„Wenn man sich mal umguckt, dann sieht man: Es ist eine Fläche, bei der man nicht viel kaputt machen kann, weil schon viel kaputt gegangen ist durch den Klimawandel.“
Windräder im Wald über Eltville wären aus Sicht von Claus Driese und den Windkraft-Befürwortern nicht nur ein wichtiger Beitrag zum Klimaschutz – sie würden auch dafür sorgen, dass der Strom für die Menschen in Eltville künftig günstiger wird. Außerdem könnten die Bürger eigene Anteile an den Windrädern erwerben und so finanziell von den Anlagen profitieren.
Claus Driese, RheingauWind Bürgergesellschaft
„Wir rechnen mit 200.000 Euro Minimum pro Anlage und Jahr. Das heißt, bei fünf, sechs Anlagen sind wir locker bei deutlich über einer Million Euro.“
Ein Beitrag zum Klimaschutz und eine neue Einnahmequelle für Stadt und Bürger – oder eine Verspargelung des Rheingaus, die es unbedingt zu verhindern gilt? Eine Debatte, die in Eltville seit Wochen nicht immer nur sachlich geführt wird. Es kommt zu üblen Beschimpfungen und zerstörten Wahlplakaten.
Ingo Schon (CDU), Stadtverordnetenvorsteher Eltville
„Es ist eine Frage, die hier in der Region ganz viele Menschen bewegt. Und zwar sehr emotional bewegt. Wo es um viele Gefühle geht. Auch um Fakten. Aber es ist eine Frage, zu der fast jeder eine Meinung hat. Und deshalb ist es richtig und wichtig, dass diese Frage nicht in den politischen Gremien entschieden wird, sondern in dem Bürgerentscheid von den Menschen selbst.“
Dafür müssen am kommenden Sonntag aber erst einmal genügend Bürger ihr Kreuzchen machen: Das Ergebnis des Bürgerentscheids ist nur dann bindend, wenn mindestens 25 % der Wahlberechtigten an der Wahl teilnehmen.