Streit um Tempo 20 in Frankfurt

Autofahren in der Innenstadt bei Tempo 30 kommt vielen schon ziemlich langsam vor. Die Stadt Frankfurt geht jetzt noch einen Schritt weiter. In einigen, weniger befahrenen Nebenstraßen möchte die Stadt künftig Tempo 20 einführen, um so für mehr Sicherheit und einen besseren Verkehrsfluss zu sorgen. Aus Sicht der Verantwortlichen sei das eine Maßnahme, von der am Ende alle Verkehrsteilnehmer profitieren.

Wo Autofahrer hier derzeit noch 40 fahren dürfen, soll in Zukunft Tempo 20 gelten. Besonders in Nebenstraßen mit viel Fußgängerverkehr, wie hier nahe der Einkaufsmeile Zeil, sollen die Tempo-20-Zonen zu einem besseren Miteinander aller Verkerhsteilnehmer führen.
Wolfgang Siefert (Bündnis 90 / Die Grünen), Mobilitätsdezernent Frankfurt
„Es gibt dann einen Lärmschutz für die Bewohnerinnen und Bewohner. Es ist sicherer für die schwächsten Verkehrsteilnehmer, für die Kinder, die dann vielleicht wieder auf der Straße spielen können oder in der Nähe der Straße, was man sich ja bei großem Verkehr nicht vorstellen kann. Es verbessert die Sicherheit für Fußgänger und Radfahrer und es gibt eben auch den lokalen Geschäften mehr Möglichkeiten sich zu entfalten.“
Zudem sei es so möglich, Ampelanlangen in den wenig befahrenen Nebenstraßen abzuschalten, um somit den Autofahrern leidige Wartezeiten zu ersparen. Über die Tempo-20-Zonen freuen würden sich hier vor allem sie: die Radfahrer.
Laura Stöcklin
„Verkehrsberuhigende Maßnahmen finde ich an sich super. Wir haben drei kleine Kinder und sind immer wieder damit konfrontiert, dass es hier sehr viel Autoverkehr gibt und wir uns da auch unsicher fühlen.“
Gerald Wiesner
„Ach, ich fühle mich eigentlich nicht unsicher, muss ich sagen. Gut, 60 Jahre, ja, da ist man den Verkehr gewöhnt.“
Jürgen A.
„In dieser Gegend auf jeden Fall richtig. Ich meine, manche werden sich beschweren. Autofahrer beschweren sich in der Regel sowieso.“
Weniger Begeisterung hingegen bei ihnen: den Autofahrern.
Roman Martyniecki
„Nicht gut. Weil ich denke, 40 ist schon eine sehr gemäßigt Geschwindigkeit auch für alle Teilnehmer, auch für Radfahrer und so weiter. Das ist schon ein bisschen übertrieben. Ich finde sowieso in Frankfurt, diese grüne Politik finde ich zu extrem und zu fanatisch.“
Marc Berkessel
„Vom Tempo her machts mir eigentlich nichts aus, weil man kann eh hier verkehrsbedingt meist nicht so schnell fahren. Ob du jetzt 30, 40 oder 20 fährst, macht nicht so den Unterschied.“
Auch in einigen Nebenstraßen rund um den Frankfurter Dom soll das Tempo von 30 auf 20 herabgesetzt werden. Martin-Benedikt Schäfer, für die CDU Mitglied im Ausschuss für Mobilität und Smart-City, sieht in anderen Bereichen der städtischen Verkehrpolitik deutlich mehr Handlungsbedarf.
Martin-Benedikt Schäfer (CDU), Stadtverordneter Frankfurt
„Wir finden das ist hier eine falsche Prioritätensetzung bei der Verkehrspolitik. Wir haben größere Herausforderungen hier in Frankfurt. Schauen Sie sich nur den ÖPNV an, die Ausfälle, die es dort gibt. Aber auch die Sauberkeit in Bussen und Bahnen. Es fehlen aber auch Tausende Park-and-Ride-Parkplätze am Stadtrand. Das wären die Verkehrsthemen, die angegangen werden müssen und dann hätten wir auch eine bessere Verkehrspolitik hier in Frankfurt.“
An der Frankfurter Hauptwache wurde mit einem eher provisorisch aufgestellten Verkehrsschild bereits eine erste Tempo-20-Zone eingeführt. Ende diesen oder Anfang kommenden Jahres sollen dann eine Reihe weiterer sogenannter „verkehrsberuhigter Geschäftsbereiche“ folgen.