Streik im öffentlichen Nahverkehr

Vielleicht waren ja auch Sie heute betroffen. Denn: In Hessen und Rheinland-Pfalz sind heute viele Busse und Bahnen ausgefallen. Die Gewerkschaft Ver.di hat die Beschäftigten von vielen kommunalen und privaten Verkehrsbetrieben aufgerufen, die Arbeit niederzulegen. Sie will damit in den laufenden Tarifverhandlungen höhere Löhne und bessere Arbeitsbedingungen durchsetzen.

 

Hier bewegt sich heute nichts. Der Stillstand am Straßenbahndepot in Frankfurt sorgt für verwaiste Haltestellen in der Innenstadt. Dort sind vor dem Rathaus rund 200 Demonstranten zusammengekommen. Im Mittelpunkt steht die Forderung der Gewerkschaft Ver.di, dass die Bus- und Bahnfahrer höhere Löhne und bessere Arbeitsbedingungen bekommen müssen.
Andy Hofmann, seit 33 Jahren U- und Straßenbahnfahrer:
„Wir bekommen kaum noch Fahrer und unseren Urlaub. Wir müssen mehr Überstunden machen.“
Ziya Ceylan, seit 35 Jahren Straßenbahnfahrer in Frankfurt:
„Es ist alles natürlich teuer geworden überall. Auch in Frankfurt, auch für uns. Da muss was gemacht werden.
Trotz der recht überschaubaren Teilnehmerzahl der Kundgebung wendet sich auch die Gewerkschaft Ver.di selbst mit klaren Forderungen an die Arbeitgeber:
Thomas Heimbürger, Ver.di Hessen:
„Wir wollen Entlastung, wir wollen kürzere Arbeitszeiten haben. Wir wollen mehr Ruhezeiten zwischen den Diensten haben. Wir wollen konstantere Anfangs- und Endzeiten in den Diensten haben. (…) Natürlich reden wir auch über die Entgeldordnung, die auch Bestandteil dieser Tarifrunde ist. Wir wollen versuchen für den Fahrdienst mehr Geld auch entsprechend in der Entgeldordnung herauszuholen, weil wir sehen, dass wir mit den Lohnbedingungen, die wir haben, im Moment gegen andere Branchen nicht ankämpfen können.“
An den Kundgebungen der Gewerkschaft nahmen heute auch Mitglieder der Klimaschutzbewegung Fridays for Future teil. Auch sie fordern einen öffentlichen Personennahverkehr mit größerem Angebot, höheren Löhnen und besseren Arbeitsbedingungen. Ein ähnlich überschaubares Bild auf dem Bahnhofsplatz in Mainz. Die Botschaft der etwa 300 Teilnehmer auch hier: „Wir fahren zusammen. Wir streiken zusammen“. Die Forderungen der Bus- und Bahnfahrer halten die Arbeitgeber aber bislang für überzogen und nicht finanzierbar.
Eine zu starke Erhöhung der Ticketpreise könnten die Fahrgäste kaum verkraften. Der Busverkehr in Rheinland-Pfalz war bereits gestern in weiten Teilen zum Erliegen gekommen. Der Warnstreik bei den kommunalen und privaten Verkehrsbetrieben soll hier mit der letzten Schicht heute Abend enden. In Hessen hingegen soll der Streik noch den ganzen Samstag andauern. Die nächsten Tarifgespräche finden Anfang nächster Woche statt.