Streik im Einzelhandel

Schon fast ein Jahr dauert der Tarifkonflikt im Einzelhandel. Streitpunkt ist unter anderem die Forderung der Gewerkschaft nach mindestens 2,50 Euro mehr pro Stunde. Die Verhandlungen sind festgefahren. Um die Arbeitgeberseite wieder an den Verhandlungstisch zu bringen sind heute im hessischen Weiterstadt zahlreiche Beschäftigte auf die Straße gegangen.

„Wir woll’n mehr Kohle sehn!“
Mehr Kohle; das heißt konkret 2,50 Euro mehr in der Stunde und zwar für jeden. Ob Verkäuferin, Warenverräumer oder Kassenkraft. Hunderte Mitarbeiter von Kaufland, Rewe, Zara und anderen Geschäften demonstrieren dafür heute in Weiterstadt.
Holger Bitz, Betriebsrat Penny / Rewe
„Ja, weil wir mehr Geld fordern vom Arbeitgeber, weil die sich die Taschen voll machen und den Mitarbeitern nichts geben.“
Maja Zimmermann, Warenbereichsleiterin Kaufland Rödermark
„Wir streiken hier, um zumindest einen Reallohnausgleich zu erstreiten, denn die Inflation ist einfach viel zu hoch. Unsere Guthaben sind aufgebraucht. Die Leute können nicht noch mehr arbeiten. Wir haben super viele Teilzeitbeschäftige und arbeiten muss sich einfach auch lohnen.“
Maria Angeles Ruiz Martinez, Verkäuferin H&M
„Also als Teilzeit kommt man, wenn man das so sieht, nicht wirklich zurecht. Also am Ende des Monats bleibt nix übrig, weil die Inflation zu groß ist. Wenn man eine Versicherung bezahlen muss fürs Auto, wenn man die Benzinpreise sieht, die Lebensmittel sind teurer geworden.“
Über 60 Verhandlungsrunden bundesweit hat es im Einzelhandel bereits gegeben. Immer noch ohne Einigung. Die Gewerkschaft ver.di und der Deutsche Handelsverband werfen sich gegenseitig eine Blockadehaltung vor. Die Arbeitgeberseite hat jetzt eine freiwillige Lohnerhöhung von 10 Prozent über zwei Jahre in Aussicht gestellt. Doch das reicht der Gewerkschaft nicht. Gerade die unteren Lohngruppen würden davon nicht genug profitieren.
Horst Gobrecht, Verhandlungsführer ver.di in Hessen
„Also 2,50 Euro bedeuten für die Verkäuferin eine Erhöhung von 14,4 Prozent, wenn wir uns durchsetzen würden. Und für die unteren Lohngruppen könnten das fast 20 Prozent sein. Weil das sind noch Gruppen, die liegen heute noch unter dem gesetzlichen Mindestlohn von 12,41.“
Trotz des deutlichen Zeichens in Weiterstadt, die Geschäfte in den bestreikten Supermärkten und Bekleidungsgeschäften laufen indes weiter. Nicht alle nehmen an dem Ausstand teil. Ob der Unmut der Beschäftigten also überhaupt in den Chefetagen der Einzelhandelsbranche ankommt, bleibt abzuwarten.