Startschwierigkeiten bei E-Rezepten

Weniger Bürokratie, mehr Digitalisierung. Dass das notwendig ist, würden die meisten Menschen unterschreiben. Aber nicht immer ist gut gemeint auch gut gemacht, wie sich beim elektronischen Rezept zeigt. Seit Anfang des Jahres bekommt man ärztliche Rezepte nicht mehr in Papierform, sondern digital via App oder persönlicher Gesundheitskarte. Doch so richtig rund läuft es noch nicht, haben wir bei einem Mainzer Allgemeinmediziner erlebt.

Kärtchen einstecken und dann sind es für Renate Worf nur wenige Klicks und das elektronische Rezept wird auf dem entsprechenden Server gespeichert. In der Apotheke heißt es dann wieder: Kärtchen bitte – und die Apothekerin sieht, welche Medikamente ausgegeben werden sollen.
Klingt ganz einfach, sorgt aber aktuell noch für das ein oder andere Problem, erlebt Hausarzt Christoph Lembens.
Dr. Christoph Lembens, Allgemeinmediziner in Mainz
„Die Patienten sind befremdet, weil sie sind natürlich das Papier gewöhnt und letztendlich nicht gut genug aufgeklärt, was da jetzt kommt. Erzählen Sie mal einem Menschen etwas von einer Cloud, wo jetzt sein Rezept ist. Das ist manchmal ein bisschen schwierig und das bedarf dann auch Aufklärungsarbeit von unserem Team, dass der Patient versteht, wo überhaupt sein Rezept jetzt auf der Reise ist und wo es dann landet.“
Aufklärungsarbeit, die viel Zeit und Geduld kostet.
Zeitersparnis soll das E-Rezept vor allem bei Patienten mit Dauermedikation bringen. Denn diese müssen nur noch einmal im Quartal mit ihrer Gesundheitskarte in die Praxis. Für Folgerezepte genügt dann ein Anruf.
Dr. Christoph Lembens, Allgemeinmediziner in Mainz
„Aber ich möchte auch – ganz wichtig – betonen, es erhöht auch die Fehlerquote. Wenn dann eine Fehleinnahme ist, braucht’s länger, bis wir das merken.“
Aktuell sei noch nicht jede Praxis IT-technisch gut genug aufgestellt, um das E-Rezept zu nutzen, sagt die Vorsitzende des rheinland-pfälzischen Hausärzteverbands. Und ganz ohne Papier gehe es auch noch nicht.
Dr. Barbara Römer, Vorsitzende Hausärzteverband RLP
„Privatrezepte gehen weiter auf Papier, Hilfsmittel gehen weiter auf Papier, bestimmte Schmerzmedikamente – sogenannte BTM-Rezepte, Rezepte, die unter das Betäubungsmittelgesetz fallen – gehen auf Papier. Wenn ich Rezepte für Seniorenheime ausstelle, gehen die komplett auf Papier, weil die Seniorenheime noch nicht an die IT angeschlossen sind. Das heißt, es gibt noch viel zu viele Ausnahmen. Und es muss technisch, organisatorisch dafür gesorgt werden, dass wir, wenn wir es elektronisch und digital dann, dann bitte für alle Bereiche. Dann wird es auch für uns relevant einfacher.“
Christoph Lembens rechnet damit, dass es noch einige Wochen dauern wird, bis sich all seine Patienten ans E-Rezept gewöhnt haben. Er hofft, dass es die Praxisabläufe dann auch tatsächlich vereinfacht.