Sportalltag in Terrorzeiten – der jüdische Verein TuS Makkabi Frankfurt

Jeden Tag erreichen uns neue Meldungen und Bilder vom Krieg in Israel. Der Konflikt hat weitreichende Auswirkungen. Auch in Hessen und Rheinland-Pfalz bekommen das Menschen jüdischen Glaubens zu spüren: Viele von ihnen werden beleidigt, bedroht oder gar angegriffen. Wie sie damit umgehen? Wir haben uns beim jüdischen Sportverein Makkabi Frankfurt dazu umgehört.

Heimspiel für Makkabi Frankfurt, den größten jüdischen Verein Deutschlands. Und das mulmige Gefühl: Bleibt während der 90 Minuten alles ruhig? Gibt es wieder Anfeindungen durch Gegenspieler?
Vereinspräsident Alon Meyer, zugleich Vorsitzender des Verbands Makkabi Deutschland, rät seinen Spielern, keine Angst zu zeigen. Er will den Platz nicht dem Hass überlassen.
Alon Meyer, Präsident Makkabi Frankfurt
„Immer, wenn es im Nahen Osten eskaliert, wurden wir in die Gesamthaftung des einzigen jüdischen Staates genommen. Und jetzt so extrem wie nie zuvor. Jetzt spüren wir diesen Hass und diese Hetze gegen uns so stark wie nie zuvor.“
Der 7. Oktober war der Tag, als sich mit dem Terror-Massaker der Hamas in Israel auch für Juden in Deutschland vieles geändert hat. Seitdem werden sie immer öfter das Ziel von Anfeindungen und Hassparolen. Viele meiden es inzwischen, sich öffentlich als Jude zu zeigen. Auch die Makkabi-Mitglieder lassen ihre Vereinsjacken zurzeit lieber zuhause.
Konrad Machinchick, Spieler Makkabi Frankfurt
„Wenn ich weiß, dass gerade ein Nahost-Konflikt ist, steheich an meinem Kleiderschrank und überlege: ‚Hm, sollte ich heute vielleicht lieber nicht anziehen.‘ Einfach, um Ausschreitungen aus dem Weg zu gehen und vielleicht den Konflikt zu meiden.“
Timo Hemrich, Spieler Makkabi Frankfurt
„Ich laufe jetzt auch nicht mehr, wenn ich zum Beispiel von der Bahn nachhause gehe, in Makkabi-Klamotten nachhause. Eigentlich müsste man darauf stolz, aber tja.“
Konrad Machinchick, Spieler Makkabi Frankfurt
„Ein nicht schönes Gefühl und ich passe auch eher auf, wo ich mit meiner Makkabi-Jacke hingehe.“
Das traurige: Die Makkabi-Mitglieder sind Anfeindungen gewohnt, wie langjährige Mitglieder erzählen.
Horst Beck, seit 50 Jahren Makkabi-Mitglied
„Wir sind mehrmals von der Polizei vom Platz geholt worden, weil wir extrem bedroht worden sind. Extrem verbal und körperlich. ‚Dich haben sie vergessen, zu vergasen, du Drecksjude.‘“
Und das, obwohl der Großteil der 4.000 Frankfurter Vereinsmitglieder gar nicht jüdischen Glaubens ist. Der Club ist multikulturell aufgestellt, selbst muslimische Spieler kicken hier mit. Gegründet wurde Makkabi von Alon Meyers Vater, der während der Zeit des Nationalsozialismus vorübergehend aus Deutschland floh. Der heutige Präsident nimmt in der aktuellen Krise alle in die Verantwortung.
Alon Meyer, Präsident Makkabi
„Wir müssen einen Aufschrei der Anständigen herbeiführen. Die anständige – und ich bin fest von überzeugt – anständige Mehrheit, die es in Deutschland gibt, ist einfach zu leise. Die muss lauter werden. Sie muss auf die Straße gehen, sie muss mit ihren Füßen abstimmen.“
Bei Makkabi Berlin etwa musste der Spielbetrieb wegen anhaltender Anfeindungen vorübergehend eingestellt werden. Wenigstens beim Spiel der Frankfurter bleibt alles ruhig. Makkabi gewinnt am Ende 3:1 gegen Croatia Frankfurt, die Spieler können zumindest für 90 Minuten den Krieg vergessen. Und sie zeigen: Makkabi will sich nicht verstecken müssen.