Spitzentreffen der Luftverkehrsbranche

Wer an den Frankfurter Flughafen kommt, der will meistens eine Reise machen. Doch wohin geht die Reise für den Flughafen selbst? Um diese Frage ging es heute beim großen Verkehrsforum der Vereinigung hessischer Unternehmerverbände. Neben wichtigen Vertretern der Luftverkehrswirtschaft mit am Tisch: die Fraktionsvorsitzenden der Parteien im hessischen Landtag.

In einem Punkt sind sich alle Vertreter aus Luftwirtschaft und Politik beim VhU-Forum in der Lufthansa-Zentrale einig: Als größte private Arbeitstätte Deutschlands ist und bleibt der Frankfurter Flughafen das wirtschaftliche Zugpferd des Rhein-Main-Gebiets.
René Rock (FDP) Fraktionsvorsitzender Hessen
„Der Wohlstand des Rhein-Main-Gebietes und der Wohlstand Hessens hängt ganz eng am Erfolg des Flughafens und der Luftverkehrswirtschaft. Uns ist das klar. Wir können darauf nicht verzichten. Und wir müssen dafür sorgen, dass der Luftverkehr, die Luftverkehrswirtschaft, weiter erfolgreich hier in Hessen zu Hause ist und arbeiten kann.“
Die CDU bezeichnet den Frankfurter Flughafen gar als „Herzmuskel der Region“ Der Flughafen müsse deshalb nicht nur um ein drittes Terminal erweitert, sondern auch besser ans Schienennetz angebunden werden.
Ines Claus (CDU), Fraktionsvorsitzende Hessen
„Wir wollen natürlich das T3. Wir wollen das intermodal auch weiterdenken. Wir sind dafür, dass es da natürlich den S-Bahn-Anschluss auch gibt. Wir wollen hier mit Ihnen gemeinsam den Fernbahnhof als Airrail-Plaza weiterentwickeln. Das sind die Ideen, die uns umtreiben für die Zukunft.“
Die Grünen rufen in Sachen Flughafenausbau bekanntlich weniger laut „Hurra“. Vielmehr gelte es, Wirtschaftlichkeit, Lärmschutz und Ökologie so miteinander zu verbinden, dass alle Menschen in der Region gut mit dem Flughafen leben könnten.
Mathias Wagner (Bündnis 90 / Grüne), Fraktionsvorsitzender Hessen
„Was die Ökologie angeht, haben wir in der Vergangenheit Lösungen gefunden und werden auch in der Zukunft Lösungen finden. Und der Weg hin zu einer klimaneutralen Wirtschaftsweise wird selbstverständlich auch am Frankfurter Flughafen, an den Carriern nicht vorbeigehen.“
Gerade hier fürchten die Vertreter der Luftwirtschaft jedoch einen Wettbewerbsnachteil gegenüber anderen großen internationalen Drehkreuzen wie Istanbul oder Dubai. Denn wenn für den Standort Deutschland und Europa strengere Regeln gälten als außerhalb der EU, gerate der Standort Frankfurt zunehmend in Gefahr.
Michael Niggemann, Vorstand Deutsche Lufthansa AG
„Dieser Standort und dieses große Drehkreuz ist keine Selbstverständlichkeit. Ein bisschen Drehkreuz geht nicht. Das geht nicht in diesem Maße, um internationale Wettbewerbsfähigkeit zu haben.“
Auch der Fachkräftemangel ist weiterhin ein großes Thema in der Luftfahrt-Branche. Dass während der Corona-Krise Tausende von Fraport- und Lufthansa-Mitarbeitern entlassen wurden, bezeichnet die SPD als Fehler. Umso wichtiger sei es deshalb nun, den Markt für Fachkräfte aus dem Ausland zu öffnen.
Günter Rudolph (SPD), Fraktionsvorsitzender Hessen
„Wir werden nach seriösen Schätzungen in den nächsten Jahren etwa 400.000 Menschen aus der Zuwanderung benötigen. Die müssen wir qualifizieren. Das geht auch nicht von heute auf morgen. Aber ohne Menschen aus der Zuwanderung wird der deutsche Arbeits- und Wirtschaftsmarkt nicht überlebensfähig sein.“
Einer würde sich über möglichst viele qualifizierte Fachkräfte aus dem In- und Ausland auf jeden Fall freuen: Fraport-Chef Stefan Schulte. Denn noch sei die Personaldecke am Flughafen nach der Corona-Krise zu dünn. Um möglichst viele Arbeitnehmer an den Flughafen zu locken, müsse man mehr Anreize setzen.
Stefan Schulte, Vorstandsvorsitzender Fraport AG
„Es darf sich nicht lohnen, zu Hause zu bleiben, Grundsicherung oder Ähnliches in Anspruch zu nehmen, wenn man stattdessen arbeiten kann. Und wir bieten genug Arbeitsplätze an.“
Inzwischen liegt die Auslastung des Frankfurter Flughafens wieder bei rund 86 Prozent des Vor-Corona-Niveaus. Nun komme es aber darauf an, die Weichen so zu stellen, dass der Flughafen auch in Zukunft noch mit der Konkurrenz aus aller Welt mithalten könne.