Spezialglashersteller Schott will klimaneutral werden

Der Mainzer Spezialglas-Hersteller Schott will bis 2030 klimaneutral werden. Um das zu erreichen, gibt es viele verschiedene Maßnahmen. Eine der wichtigsten: in der Produktion weg vom Gas – hin zu grünem Strom und Wasserstoff. Heute hat das Unternehmen ein Update dazu gegeben, wie es mit der Energie-Transformation läuft und was dabei die größten Hürden sind.

1.700 Grad sind nötig, um aus Glas alle möglichen Formen und Beschaffenheiten rauszuholen. In Schmelzwannen so groß wie Schwimmbecken wird das Glas erhitzt. Bislang mit Erdgas. Jetzt betritt der Mainzer Spezialglashersteller Schott absolutes Neuland.
Jens Schulte, Vorstand Schott AG
„Wir haben geplant, an unserem Standort in Mitterteich die erste Vollelektrische Schmelzwanne für Pharmarohrglas herzustellen. Das wäre die erste grüne Rohrglasmenge und das erste Mal, dass das in einem großindustriellen Maßstab gemacht wird.“
Alle Komponenten dazu sind bestellt. Anfang 2026 soll die Anlage dann in Betreib gehen. Um seinen CO2-Verbrauch tatsächlich zu senken, kauft Schott Strom aus erneuerbaren Energien.
Dieses Experiment zeigt, Flüssigkeiten mittels Elektroden aufzuheizen ist viel effizienter als mit einem Gasbrenner. Warum schmilzt man Glas dann nicht immer schon mithilfe von Strom?
Michael Hahn, Leiter Schmelzentwicklung Schott AG
„Weil der elektrische Strom tatsächlich überproportional teuer ist im Vergleich zu der fossilen Energie. Und es war eine reine Wirtschaftlichkeitsfrage.“
Hinzu kommt – und auch das zeigt dieser Versuchsaufbau: Im Vergleich zu dem Gasbrenner berühren elektrische Heizstäbe das Glasgemisch und können dadurch zu Verunreinigungen des Produkts führen.
Michael Hahn, Leiter Schmelzentwicklung Schott AG
„Wir haben das halbe Periodensystem in unseren Glaskomponenten. Und diese Komponenten reagieren bei heißen Temperaturen elektrochemisch mit den Elektroden. Da kann man sehr viel falsch machen.“
Doch Schott hat betriebsintern viel geforscht und wagt es nun, seine Produktion stück für stück stärker zu elektrifizieren. Dadurch wird der Strombedarf steigen. Ein Problem bei dem aktuell international vergleichsweise hohen Strompreis in Deutschland.
Von einem günstigeren Industriestrompreis, den die Bundesregierung für einige Unternehmen vorsieht, würde Schott Stand jetzt aber nicht profitieren. Der Grund:
Jens Schulte, Vorstand Schott AG
„Das ist bemessen worden danach, welchen Stromanteil ein Unternehmen heute schon hat. Der ist bei uns schon hoch, aber der wird natürlich noch viel mehr steigen. Und diese dynamische Sicht ist nicht einbezogen worden, deswegen sind wir da erst mal rausgefallen. Wir können das nicht nachvollziehen, das sage ich ganz offen, weil wir unternehmen wirklich viele Anstrengungen. Wir sind auch prämiert worden im abgelaufenen Jahr. Offensichtlich sind wir in Deutschland auch so was wie ein Leuchtturm auf dem Gebiet. Insofern hoffen wir, dass die Politik da noch umdenkt.“
Bis 2030 will Schott klimaneutral sein. Zu einem ersten Etappenziel haben die bisherigen Maßnahmen schon geführt. Vor drei Jahren war der CO2-Verbrauch dreimal so hoch wie heute.