Sorge um steigende Energiepreise – im Interview: Philipp Stelzner

Experten befürchten, dass der Krieg in der Ukraine die Öl- und Gaspreise weiter steigen lassen. Das Rohöl kostet erstmals seit vielen Jahren wieder über einhundert Dollar pro Barrel. Und der Gaspreis ist an das Öl gekoppelt. Das Ganze in einer Situation, in der viele Menschen ohnehin schon unter der kontinuierlich steigenden Preisbelastung leiden.

An der Zapfsäule schmerzt es zurzeit besonders. Lag der Durchschnittspreis für einen Liter Superbenzin im Jahr 2021 noch bei 1,579 Euro, kostet er in diesem Jahr durchschnittlich rund 1,721 Euro.
Aber nicht nur für Benzin müssen wir gerade tief in die Tasche greifen. Nach Zahlen des Statistischen Bundesamtes sind im Januar vor allem die Energiepreise für Haushalte im Vergleich zum Vorjahr explodiert. Im Vergleich zum Januar 2021 sind die Kosten für Strom durchschnittlich um rund 11% gestiegen. Erdgas ist um 32,2% teurer geworden, Heizöl sogar um 51,9%.
Ekaterina Sviridova: „Wir machen uns Sorgen. Steigen die Preise, ist es immer schlecht für uns. Wir haben weniger Geld für essen kaufen und zu leben, das ist sehr sehr schlimm.“
Gerd Henkel, Renter: „Man weiß nicht, wird man zum Jahresende schwer nachzahlen müssen. Muss man rechtzeitig darauf sparen?“
Kai Kühn, Betriebsleiter Stadtwerke Heppenheim: „Wir gucken schon, dass wir Energie sparen zuhause. Dass man LED kauft, ja also man muss sich schon ein bisschen einschränken zuhause.“
Den individuellen Energiebedarf auf den Prüfstand stellen und Einsparpotential erkennen. Genau richtig, sagt Hans Weinreuter von der Verbraucherzentrale Rheinland-Pfalz.
Hans Weinreuter, Energieexperte Verbraucherzentrale RLP: „Je höher der Verbrauch ist, umso höher sind die Einsparpotentiale. Dann kann man im Strombereich sich den Gerätepark genau anschauen, auf das Alter der Geräte gucken. Unterhaltungselektronik ist ein Thema, Stand-by-Verbrauch ist ein Thema..“
Auch bedarfsgerechtes Heizen schont den Geldbeutel. Und trotzdem, die aktuellen Preissteigerungen dürften niemanden kalt lassen.
Besonders hart trifft es Verbraucher, die von jetzt auf gleich auf den meist teureren Grundversorger zurückgreifen müssen, weil ihnen ihr Billiganbieter kurzfristig gekündigt hat.
Doch auch vielen anderen droht ein böses Erwachen:
Hans Weinreuter, Energieexperte Verbraucherzentrale RLP: „Verbraucher, die in letzter Zeit nicht gewechselt haben, vielleicht noch beim örtlichen Grundversorger sind, die merken das im Zweifel erst, wenn die Jahresrechnung kommt. Und die ganzen Mieter, die in den Mietwohnungen wohnen, die werden das auch erst merken, wenn die Heizkostenabrechnung im Frühjahr oder im Sommer erst kommt. Und in all diesen Fällen kann es passieren, dass es höhere Nachzahlungen gibt und dann ist die spannende Frage, wer kann sich diese Nachzahlungen leisten.“
Die Bundesregierung hat gestern beschlossen, die Bürger durch die Abschaffung der Umlage für erneuerbare Energien und staatliche Zuschüsse zu entlasten.
Experten gehen aber davon aus, dass beim Thema Energiepreise noch lange kein Licht am Ende des Tunnels zu sehen ist.