Sitzengebliebene Erstklässler beschäftigen Ausschuss

Es war eine Nachricht, die bundesweit hohe Wellen geschlagen hat: An einer Grundschule in Ludwigshafen sind ein Drittel der Erstklässler versetzungsgefährdet. Ein Grund sind mangelnde Deutschkenntnisse. Ein Thema, das seitdem für große Diskussionen sorgt, wie heute im Bildungsausschuss des Landtages.

Schreiben, lesen, soziale Kontakte. Die Grundschule ist einer der wichtigsten Orte um den Grundschtein für eine gute Bildung zu legen. Dass 40 der 130 Erstklässler an der Gräfenauschule in Ludwigshafen damit komplett überfordert sind, macht Schulleiterin Barbara Mächtle traurig. Die Gründe dafür vielfältig: 98% der Kinder haben einen Migrationshintergrund, einige werden eingeschult, ohne Deutsch zu können. Außerdem kommen viele Schüler nur unregelmäßig zum Unterricht.
Barbara Mächtle, Schulleiterin Gräfenauschule am 17.04.2023
„Tatsächlich mit den Gründen, mein Kind ist noch müde, es war gestern auf einem Geburtstag, es hat keine Lust, aufzustehen. Natürlich kann man es erbost sehen, aber auf der anderen Seite haben die Eltern ja nur das Beste für ihr Kind in dem Moment im Blick. Aber das sind dann die Momente, wo uns auch deutlich wird, dass Schule noch nicht so wirklich angekommen ist, in diesen Elternhäusern, der Stellenwert.“
Bei den Oppositionsparteien im rheinland-pfälzischen Landtag wirft das viele Fragen auf. Warum werden Kinder die kein Deutsch können überhaupt eingeschult und was unternimmt die Landesregierung gegen diese Zustände?
Im Bildungsausschuss verweist Ministerin Stefanie Hubig vor allem auf laufende Förderprogramme der Landesregierung. Zusätzlich werde es an der Gräfenschule demnächst einen runden Tisch geben, um die konkreten Probleme zu lösen. Vor allem die Eltern die Kinder würden dort im Mittelpunkt stehen.
Stefanie Hubig (SPD), Bildungsministerin Rheinland-Pfalz
„Es sind Eltern, die oft keine positiven Erfahrungen mit staatlichen Einrichtungen in ihren Heimatländern gemacht haben. Das ist auch einer der Gründe, warum sie so weit weg sind von der Schule, von der Kita. Und wir müssen es schaffen, ihnen zu zeigen, dass es für ihre Kinder essenziell und wichtig ist, in die Kitas zu gehen, in die Schulen zu gehen.“

Die Opposition zeigt sich heute enttäuscht über die Antworten der Bildungsministerin. Die CDU vermisst neue Lösungsansätze und fordert eine Doppelbesetzung für die erste Klasse.

Marion Schneid (CDU), Abgeordnete Landtag Rheinland-Pfalz
„Das heißt, zwei Lehrer pro Klasse. Das heißt, man könnte die im Durchschnitt 22 Kinder dann auch teilen. Und ich glaube, dass eine individuelle Förderung auch pädagogisch gesehen für zehn Kinder oder für elf Kinder dann wesentlich besser funktionieren würde.“
Die AfD sieht das Problem eher in der Zuwanderung generell.
Joachim Paul (AfD), Abgeordneter Landtag Rheinland-Pfalz
„Wir haben es mit Einwanderungsgruppen zu tun, die im Prinzip unser Bildungssystem auch ablehnen und wo man Überzeugungsarbeit leisten muss offenkundig, und da stellt sich schon die Frage, ob das eine Belastung ist, die wir uns in dieser Größe die nächsten Jahre einfach nach dem Motto ‚Weiter so‘ weiter schultern können. Ich sage: nein.“

Barbara Mächtle hofft, dass die Diskussionen zielführend sind und sich an ihrer Grundschule schnell etwas ändert. Damit die aktuelle Situation, eine Ausnahme bleibt.