Senckenberg Institut untersucht invasive Arten

Eingewanderte Tier- und Pflanzenarten, die bei uns ursprünglich nicht heimisch sind, richten jedes Jahr beträchtliche Schäden an. Ein internationales Forscherteam hat nun berechnet, dass sich die Kosten in den vergangenen 60 Jahren in ganz Europa auf über 115 Milliarden Euro belaufen haben. Mitgeforscht haben auch Wissenschaftler vom Frankfurter Senckenberg Institut. Sie zeigen: Invasive Arten sind ein Problem, das direkt vor der Haustür anfängt.

Dr. Phillip Haubrock greift im Instituts-Keller ganz tief ins Wasserbecken.
Phillip Haubrock, Biologe Senckenberg Institut Gelnhausen
„Das hier sind invasive Signalkrebse, eine nordamerikanische Krebsart, die in Deutschland invasiv ist. Die Schäden sind mannigfaltig, wir reden von Schäden in Gewässern und ökologischen Folgeschäden. Die sind gut zu erkennen an den unten rot gefärbten Scheren mit dem leicht bläulichen Touch. Dazu der weiße Fleck auf den Scheren selbst. Sind relativ groß, vergleichbar der Größe zu unserem heimischen Edelkrebs, ind deutlich aggressiver, wachsen schneller und sind sehr sehr reproduktionsfähig.“
Gefunden hat Philipp Haubrock – zusammen mit seinen Töchtern Ilaria und Sophia – den Krebs dort, wo man ihn eigentlich gar nicht finden dürfte: Hier in der Kinzig, die nur wenige Meter hinter der Senckenberg-Außenstelle in Gelnhausen vorbeifließt. Ein invasiver, also ein hierher eingewanderter Krebs – der Probleme verursacht.
Phillip Haubrock, Biologe Senckenberg Institut Gelnhausen
„Ist der Signalkrebs einmal im Gewässer eingebracht, kann es passieren, dass er Pathogene oder Viren, Krankheitserreger, die er mit sich bringt, in das Gewässer mitnimmt und dort heimische Krebse befallen werden, die dann sterben. Andererseits kommt es natürlich zum Wettkampf zwischen heimischen und nicht heimischen Krebs. Und der nicht heimische Krebs ist oft konkurrenzstärker und verdrängt den heimischen Krebs. Diese Schäden mögen nicht relevant sein für jedermann, aber sie verändern die ganzen Gewässer, die trophischen Veränderungen, die Interaktion zwischen Tieren. Die Nahrungskette wird maßgeblich durch nicht heimische Arten verändert.“
Bleibt noch die Frage: Wie kommen fremde Arten, wie der nordamerikanische Signalkrebs, überhaupt in unsere Lebensräume?
Phillip Haubrock, Biologe Senckenberg Institut Gelnhausen
„Viele Angler sehen in diesem Krebs eine günstige Nahrung für Fische, die sie beangeln. Ist viel Nahrung da, wachsen die Fische gut. Deswegen werden diese Arten oft eingebracht, um als Futterquelle zu dienen. Problem ist nur: die potentiellen Schäden, die erzeugt werden, werden komplett ignoriert.“
Nicht nur Krebse, sondern auch Säugetiere und Amphibien sorgen für Probleme, zum Beispiel der wegen seiner schmackhaften Froschschenkel eingeführte Ochsenfrosch.
Phillip Haubrock, Biologe Senckenberg Institut Gelnhausen
„Das Problem ist, dass die Larven des Ochsenfroschs nicht essbar sind für heimische Arten, somit hat er keine Konkurrenten. Ein weiterer Aspekt, der zum Tragen kommt, ist, dass das laute Quaken des Ochsenfrosches in Italien ganze Immobilienpreise reduzieren kann.“
Eine Datenbank hilft nun, die wachsenden Probleme invasiver Arten besser zu überblicken. Denn die Erhebung und Bewertung der Schäden müssten – regional wie international – erheblich verbessert werden. Damit die Auswirkungen vieler Arten – wie die des Signalkrebses – auf unser empfindliches Ökosystem in Zukunft genauer beobachtet werden können.