Senckenberg-Anakonda wird restauriert

Und jetzt kommen wir zu einer Schönheitsoperation an einem echten Frankfurter Original. Einer der größten Stars des Senckenberg Museums muss unters Messer. Und das ist kein Wunder, schließlich ist er bereits über 100 Jahre alt. Weil aber seine Beliebtheit kein bisschen abgenommen hat, wollten natürlich alle Fotografen ein Foto des prominenten Patienten.

Man merkt es, hier liegt ein echter Promi auf dem OP-Tisch. Die „Anakonda mit Wasserschwein“ ist seit 1927 eine der beliebtesten Attraktionen des Senckenberg-Naturmuseums. Die fünfeinhalb Meter lange Schlange aus Südamerika, festgehalten im Moment des Triumphs über ihre Beute, hat bereits Generationen von Besuchern fasziniert. Doch ein Jahrhundert im Rampenlicht hat seine Spuren hinterlassen. Jetzt sollen die Anakonda und das Wasserschwein restauriert werden, doch das gestaltet sich gar nicht mal so einfach, denn die Methoden, die die Präparatoren vor 100 Jahren eingesetzt haben, bereiten Chef-Restaurator Udo Becker heute Kopfschmerzen.
Udo Becker, Restaurator
„Als die Haut über die Plastik gezogen wurde hat man gemerkt: die Haut reicht nicht. Also was hat man gemacht? Man hat da wo die Schuppen sind Streifen geschnitten aus der Haut, hat diese auf die Plastik geklebt und die Zwischenbereiche, die hier rot dargestellt sind, hautlos, die hat man mit Wachs belegt, mit dem heißen Spatel geglättet und so das Niveau der Hautstreifen erreicht. Anschließend hat man alles überkoloriert, so dass es zunächst den Eindruck hatte, es ist komplett.“
Eine echte Mogelpackung also, diese Anakonda. Die Mischung der Materialien macht die Restaurierung extrem kompliziert. Das Museum hat deshalb ein Team von Spezialisten versammelt, um die aufwendige Aufbereitung umzusetzen.
Udo Becker, Restaurator
„Das Exponat war zwar in einer Vitrine, aber die Vitrine war nicht dichtschließend und so kam es entsprechend der Umgebungsluft zu Luftfeuchtigkeitsschwankungen, die für die Haut sehr unangenehm sind. Die weitet sich aus, die zieht sich wieder zusammen, die weitet sich aus, zieht sich wieder zusammen. Und auf dem harten Untergrund macht die das irgendwann nicht mehr mit und dann platzt sie auf, wenn die Umgebungsluft sehr feucht ist.“
Bei diesem prominenten Exponat, will man bei der Restaurierung nichts dem Zufall überlassen. Auch die Museumsdirektorin weiß, wie wichtig die „Anakonda mit Wasserschwein“ für das Museum ist.
Dr. Brigitte Franzen, Direktorin Senckenberg Naturmuseum
„Es ist eines der emotionalsten Objekte des Hauses. Es ist wirklich unsere Mona Lisa in vielerlei Hinsicht. Gar nicht mal nur wegen des Wertes an sich, sondern weil es so einen großen Stellenwert für die Besuchenden hat. Die Leute flanieren an dem Objekt vorbei wenn sie Kind sind, sie kommen mit ihren eigenen Kindern nachher wieder und die Anakonda ist immer noch da.“
Wer allerdings momentan einen Blick in die Anakonda-Vitrine im Museum wirft, der wird überrascht. Denn bis die Hausherrin aus ihrer Kur zurückkehrt, hat es sich hier das Wasserschwein gemütlich gemacht. Ganz ungefressen und am Stück.