Seife aus Insektenlarven
Insekten gelten für viele mittlerweile als das Nahrungsmittel der Zukunft, denn sie sind einfach und platzsparend zu halten und eine hochwertige Proteinquelle. Bei uns Europäern stehen Insekten noch nicht auf dem täglichen Speiseplan, dafür sind sie aktuell als Tierfutter sehr interessant und können zum Beispiel Fischmehl oder Soja ersetzen. Und da ist noch lange nicht Schluss, sagt die Technische Hochschule Bingen und erforscht, wofür Larven sonst noch nützlich sein können.
Sie schäumt gut, riecht nach Lavendel und pflegt die Haut. Student Lars Gandras hat eine ganz besondere Seife entwickelt. Denn sie besteht…hieraus, aus den Larven der schwarzen Soldatenfliege. An der Technischen Hochschule in Bingen erforscht man die Tiere und vor allem, was man aus ihnen alles machen kann.
Lars Gandras, Forscher Technische Hochschule Bingen
„Die Idee war ganz einfach, dass die Larven an sich halt auch sehr viel Fett enthalten und da der Hauptbestandteil von einer Seife halt auch Fett ist, war es naheliegend, dass wir daraus einfach eine Seife herstellen.“
Dafür werden die Larven getrocknet und anschließend in ihre Bestandteile getrennt: 50 Prozent Eiweiß und 30 Prozent Fett. Für die Seife wird das Fett geschmolzen. Dann kommen Farbpigmente für die Optik und Natronlauge dazu, anschließend noch ein Duftöl. Wenige Inhaltsstoffe, großes Potenzial.
Lars Gandras, Forscher Technische Hochschule Bingen
„Wir untersuchen aktuell die antimikrobielle Wirkung unserer Seife, konkret geht es um den Hauptbestandteil in dem Larvenfett, um die Laurinsäure, die ja erwiesenermaßen antimikrobiell ist, das heißt sie tötet Bakterien sehr gut ab und deswegen eignet sich auch dieses Fett insbesondere, um daraus Seife herzustellen, also grundsätzlich Kosmetikprodukte.“
Die Seife ist nur eine Möglichkeit, das Larvenfett zu nutzen. Auch Kettensägenöl oder zum Beispiel Bauschaum kann man daraus herstellen.
Salma El Azem, Forscherin Technische Hochschule Bingen
„Normalerweise wird Bauschaum Erdölbasiert hergestellt und hier wird diese fossile Ressource im Prinzip durch das Larvenfett ausgetauscht und ist damit dann noch ein Stück weit nachhaltiger.“
Auch gegenüber Pflanzenfett ist das Larvenfett im Vorteil. Denn für die Insekten werden keine großen Anbauflächen gebraucht. Und bei der Ernährung sind sie ziemlich anspruchslos. Agrarwissenschaftlerin Laura Schneider untersucht, welchen Einfluss das Futter auf Gesundheit und Nährstoffzusammensetzung der Larven hat und wie sich das nutzen lässt.
Laura Schneider, Forscherin Technische Hochschule Bingen
„Auch bei den Larven ist es wie bei uns Menschen, viele Kohlenhydrate ergibt auch relativ viel Fett letztendlich und dieses Fett ist natürlich dann wieder entscheidend für die Seifenproduktion. Wenn wir Futtermittel generieren möchten, würden wir die anders füttern.“
Hier an der TH Bingen bekommen die Larven die Essensreste aus der Mensa. Aus 2,5 Kilogramm Futter wandeln die Larven 2,2 Kilogramm Biomasse. Zum Vergleich: Rinder müssen rund 10 Kilo fressen, um ein Kilo Fleisch zu erzeugen. Dass die Lebensmittel bereits verdorben sind, macht den Insekten nichts aus, ein weiterer Pluspunkt.
Laura Schneider, Forscherin Technische Hochschule Bingen
„Wir hatten letztes Jahr einen sehr nassen Sommer und dementsprechend auch ein hohes Aufkommen an verschimmeltem Getreide. Da haben wir dann auch eben die Larven mal mit gefüttert und da gabs gar keinen Unterschied zu einem gesunden Getreide.“
Als Tierfutter sind die Larven der Schwarzen Soldatenfliege bereits in der EU zugelassen. Und die Wissenschaftler konnten zeigen, dass nicht nur das Eiweiß, sondern auch das Fett der Insekten nutzbar ist. Das übergeordnete Ziel: Ein nachhaltiger, regional hergestellter und effizient nutzbarer Rohstoff – ein perfekter Kreislauf.