Schwarz-Grün in Hessen in neuer Umfrage knapp vorn

Nächstes Jahr wird in Hessen gewählt: Wie ist die Stimmung jetzt, ein Jahr vor der Landtagswahl? Auf diese Frage gibt eine neue Umfrage die Antwort. Und diese Umfrage war durchaus mit Spannung erwartet. Denn bei der letzten Befragung war Volker Bouffier noch Ministerpräsident von Hessen und die schwarz-grüne-Regierung hatte enorme Zustimmungswerte. Und jetzt – mit dem neuen Ministerpräsidenten Boris Rhein? Wie knapp wird das Rennen?

Wenn am nächsten Sonntag in Hessen Landtagswahl wäre, könnte die schwarz-grüne Koalition nach der neuen Umfrage von Infratest dimap weiterregieren. Die CDU würde 27 Prozent der Stimmen erhalten, ebenso viele wie bei der letzten Umfrage im März. Die Grünen könnten sich auf 22 Prozent steigern. Die SPD bekäme ebenfalls 22 Prozent der Stimmen, die AfD zwölf und die FDP sechs Prozent. Die Linke würde hingegen an der Fünf-Prozent-Hürde scheitern und wäre nicht mehr im Landtag vertreten.
Mit einem solchen Wahlergebnis könnte Boris Rhein also weiterhin Ministerpräsident bleiben. Und trotzdem will die CDU in Hessen mehr.
Manfred Pentz, CDU, Generalsekretär Hessen
„Wir sind nicht zufrieden, wir wollen auf jeden Fall über dreißig Prozent. Und deswegen ist für uns klar: Wir müssen vielleicht noch ein bisschen besser rausarbeiten, was wir in Hessen alles tun, damit es den Menschen gut geht, damit sie gut durch die Krise kommen.“
Denn die Ängste der Menschen vor der Zukunft seien in diesen Krisenzeiten groß und das spiegele sich in den aktuellen Umfragewerten wider. Das sei auch eine Erklärung dafür, dass die Rechten so gut abschneiden: Zwölf Prozent – so viel Zustimmung hatte die Hessen-AfD seit zweieinhalb Jahren nicht. Ein Trend, der auch dem Generalsekretär der SPD zu denken gibt. Genau wie die eigenen Umfragewerte. Denn 22 Prozent der Stimmen werden nicht zur Machtübernahme reichen.
Christoph Degen, SPD, Generalsekretär Hessen
„Ich glaube, dass im Augenblick alles, was die Landesumfragen angeht, sehr bundespolitisch bestimmt ist. Und da sind wir gerade ja auch nicht so optimal in den Umfragen aufgestellt. Ich glaube, dass es gerade einfach wirklich nicht um eine Landtagswahl geht. Und sobald wir da dem Wahltermin ungefähr im Herbst 2023 näherkommen, dass dann auch viel mehr geguckt wird, was ist im Land eigentlich los.“
Einen Spitzenkandidaten haben die Sozialdemokraten noch nicht benannt. Es könnte aber auf Bundesinnenministerin Nancy Faeser hinauslaufen, die auch Landesvorsitzende in Hessen ist. Bei der CDU und den Grünen sind die führenden Köpfe mit Ministerpräsident Boris Rhein und seinem Stellvertreter Tarek Al-Wazir so gut wie gesetzt.
Prof. Wolfgang Schroeder, Politikwissenschaftler Uni Kassel
„Die wirkliche Aufstellung können wir erst dann abschätzen, wenn die dritte Partei im Bunde ihre Kandidatin oder ihren Kandidaten benannt hat. Und wir müssen davon ausgehen: Landtagswahlkämpfe sind personalisierte Spitzenwahlkämpfe und das wird dann auch den Ausschlag geben, wie dieses Rennen ausgestaltet wird.“
Dass die Benennung eines Spitzenkandidaten aber nicht automatisch Zuspruch bei den Wählern auslöst, zeigt das Beispiel der FDP. Die Liberalen stürzen auf sechs Prozent ab und können sich damit nach aktuellem Stand nur knapp im Landtag halten. Anders als die Linken, die mit drei Prozent draußen wären. Die unklare Position zum russischen Machthaber Putin und dessen Krieg in der Ukraine, sexuelle Übergriffe von führenden Parteimitgliedern sowie innerparteiliche Zerwürfnisse werden von den Wählern bestraft.
Eine schwache Linke, eine schwache FDP, eine starke AfD und ein Schwarz-Grün-Roter Dreikampf um den Ministerpräsidentenposten. Schon ein Jahr vor der Landtagswahl deutet sich an, dass sie spannend werden dürfte.