Schaltgespräch zur Personalsituation im Pflegebereich

Die Impfpflicht in der Pflege – darüber spricht Maike Dickhaus mit Dr. Markus Mai, dem Präsidenten der Landespflegekammer Rheinland-Pfalz

Maike Dickhaus, Moderatorin: Guten Abend!
Dr. Markus Mai, Präsident Landespflegekammer Rheinland-Pfalz: Guten Abend, hallo!
Dickhaus: Ihre Studie zeigt; die Personallage im Pflegebereich ist alles andere als optimal. Wie angespannt ist die Situation?
Mai: Die Studie zeigt, dass die Werte seit 2019 wieder deutlich in die Höhe gegangen sind, was die Belastung angeht in unterschiedlichen Bereichen, also insbesondere im Bereich beispielsweise der Verwaltungstätigkeiten und auch im Bereich der Gesamtbelastung sind die Zahlen nach oben gegangen. Und wir befürchten, dass, wenn das sich weiter so entwickelt, wovon ja auszugehen ist, wenn sich nichts nachhaltig ändert, dann werden viele daran zusammenbrechen.
Dickhaus: Um die Situation zu verbessern, fordern Sie unter anderem eine bessere Personalplanung, die Überlastungen von vornherein vermeidet. Was fordern sie im Weiteren?
Mai: Wir brauchen im Weiteren eine deutliche Erhöhung der Gehälter. Wir fordern seit 2018 schon 4.000 €. Wir wissen, dass die Tarifparteien, dass es für die herausfordernd ist, und wir fordern hier auch ganz explizit mal die Arbeitgeber auf. Auch Arbeitgeber können Lohnforderungen stellen in Tarifverhandlungen. Wir gehen davon aus, dass, wenn wir die Löhne erhöhen, dass wir dann ein deutliches Signal auch in die Gesellschaft hinein setzen, auch in die junge Population hineinsetzen. Der Pflegeberuf ist nicht nur ein schöner Beruf, wo man viel mit Menschen zu tun hat, wo man sich, sage ich mal, auch seine Zufriedenheit generieren kann, sondern er wird auch gut bezahlt. Und das ist für uns ganz wichtig.
Dickhaus: Jetzt gibt es Befürchtungen, dass mit der Einführung einer Impfpflicht immer mehr Pflegekräfte aus dem Beruf aussteigen, weil sie sich nicht impfen lassen wollen. Kommt jetzt also die große Kündigungswelle?
Mai: Nein, definitiv nicht. Mir ist noch keine einzige Situation bekannt, wo eine Pflegekraft jetzt schon gekündigt hätte. Wir gehen davon aus, dass es sehr, sehr geringe Anteil sein wird, und es wird ja auch icht zum 16.03. im Prinzip n Kraft treten. Zwar tritt das Gesetz in Kraft, aber wie gesagt, die Unternehmen müssen den Gesundheitsämtern jetzt die Personen melden und die Gesundheitsämter müssen jetzt erst einmal in die Gänge kommen, ohne despektierlich das zu sagen, um die Dinge auch entsprechend umzusetzen. Und von daher habe ich da jetzt keine großen Bedenken. Aber es ist natürlich so, dass in so eine erhebliche Belastungssituation jede einzelne Kollegin und Kollege, die fehlt und nicht mehr vor Ort ist, natürlich ein großer Verlust auch ist.
Dickhaus: Trotzdem sind Sie mit der Art und Weise, wie diese Impfpflicht eingeführt werden soll, unzufrieden. Warum?
Mai: Wir sind deswegen unzufrieden, weil wir sehr stark nur auf die Pflege fokussierte Diskussionen am Anfang hatten. Wir glauben, dass – die Zahlen belegen, das ja auch -, über 90% der Pflegefachpersonen sind ja geimpft, deutlich weit über 90% mittlerweile. Und da sehen wir, dass die Kolleginnen und Kollegen ihre Verantwortung schon auch wahrnehmen. Und wir sehen es fast schon als Stigmatisierung an, dass man jetzt mit dem Finger auf die Pflege zeigt und sagt: „Die müssen eine Impfpflicht haben“. Wir stehen in der Tat für eine … wenn geimpft werden muss, wenn eine Pflicht, dann eine allgemeine Impfpflicht. Weil die Pandemie bekommen wir in der Tat wirklich nur in den Griff mit einer allgemeinen Impfpflicht. Sonst haben wir immer wieder die Situation, dass wir diese Fast-Lockdowns haben, dass wir das gesellschaftliche Leben einschränken. Und das kriegen wir nicht mit einer Impfpflicht allein in dem Bereich umgesetzt.
Dickhaus: Das sagt Markus Mai von der Landespflegekammer Rheinland-Pfalz. Vielen Dank für ihre Einschätzung!
Mai: Vielen Dank Ihnen!