Ryanair macht in Frankfurt den Abflug

Gut fünf Jahre ist es her, da riss sich der Frankfurter Flughafenbetreiber Fraport förmlich um die Billig-Fluggesellschaft Ryanair – und köderte die Iren unter anderem mit einem Sonderrabatt bei den Flughafengebühren. Diese Zeiten sind lange vorbei, an Rabatte ist in Pandemiezeiten nicht mehr zu denken. Zuletzt erhöhte Fraport die Gebühren, auch für Ryanair – und das kam offenbar nicht besonders gut an. Wie die Iren heute verkünden, heißt es ab Ende März: Goodbye, Frankfurt!

Bilder aus besseren Zeiten: Ryanairs exzentrischer Chef O’Leary bei der Präsentation des neuen Flugplans am Frankfurter Flughafen. Mit einem Rabatt auf die Flughafengebühren lockte der um Wachstum bemühte Flughafen die profitable Billig-Airline Ende 2016 nach Frankfurt und die hatte große Pläne an Deutschlands größtem Airport.
Doch wie Ryanair heute in einem Statement mitteilt, schließen die Iren ihre Pforten am Main bald wieder.
„Wir sind enttäuscht, die Schließung unserer Basis in Frankfurt am Main für Ende März 2022 bekanntzugeben, aber uns bleibt keine Alternative, nachdem der Flughafen entschieden hat, trotz des Einbruchs des Luftverkehrs verursacht durch die Covid-19-Pandemie, seine Flughafengebühren zu erhöhen.“
Bis 2020 gewährte Fraport Ryanair einen Nachlass. In einem Schreiben weist der Flughafenbetreiber die Kritik zurück:
„2022 stiegen die Entgelte erstmalig seit 2017 wieder etwas an. Mit der Steigerung um vier Prozent wird lediglich ein Inflationsausgleich erreicht. Andere europäische Luftverkehrsdrehkreuze erhöhen ihre Gebühren wesentlich stärker und zwar deutlich im zweistelligen Prozentbereich.“
Wie alle Airlines machte auch Ryanair in der Pandemie große Verluste. Neben den gestiegenen Gebühren in Frankfurt kritisierte der Billigflieger zuletzt immer wieder die gestiegenen Steuern an deutschen Flughäfen und die Rettung des Konkurrenten Lufthansa durch den deutschen Staat. Trotzdem kommt der prompte Abschied aus Frankfurt unerwartet.
Prof. Karl-Rudolf Rupprecht, Frankfurt University of Applied Sciences
„Der Zeitpunkt ist ein Stück weit überraschend, aber wer Ryanair kennt, der weiß: Ryanair zaudert nicht, wenn‘s darum geht, Konsequenzen zu ziehen, wenn die Preise angehoben werden. Und natürlich, auch die Kunden sind sehr preissensibel. Im Urlaub möchte man ganz gern so günstig wie möglich zum Ziel kommen.“
Wie Ryanair mitteilt, werden bereits gebuchte Tickets rückerstattet. Für die Belegschaft in Frankfurt werde es alternative Einsatzorte geben. Ryanair-Flieger werden Frankfurt zwar noch gelegentlich ansteuern, stationiert werden sie aber woanders, zwei Flieger zum Beispiel in Nürnberg. In Frankfurt könnten andere Airlines von dem Rückzug profitieren.
Prof. Karl-Rudolf Rupprecht, Frankfurt University of Applied Sciences
„Allen voran eine Lufthansa, eine Condor und auch die anderen Airlines, die werden sicherlich sich freuen, weil die Konkurrenz ein Stück weit nachlassen wird. Jetzt werden in ´22 die Weichen gestellt für die zukünftige Positionierung für die nächsten Jahre.“
Aus dem hessischen Wirtschaftsministerium heißt es heute, man begrüße die neue Entgeltordnung am Frankfurter Flughafen, da sie weitere ökonomische Anreize für Fluggesellschaften mit leisen Fliegern setze. Diese zahlen nämlich weniger Gebühren.
Ryanair hatte in Frankfurt einen Marktanteil von rund drei Prozent unter allen Airlines. Der Billigflieger will künftig an anderen europäischen Flughäfen weiter wachsen, nach einer gut fünfjährigen Zwischenlandung in der Main-Metropole.