Rückblick auf das erste Halbjahr 2022

Wir zeigen die wichtigsten Ereignisse im ersten Halbjahr 2022 in Hessen und Rheinland-Pfalz.

Eva Dieterle, Moderatorin: „Die Zeit zwischen den Jahren, sie wird traditionell auch dafür genutzt, um auf das auslaufende Jahr zurückzuschauen. Was war los in Hessen und Rheinland-Pfalz? Das haben wir in unserem Jahresrückblick zusammengefasst – heute blicken wir auf die Monate Januar bis Juni und wir starten mit einer traurigen Geschichte mit Happy End.“
Beitrag:
JANUAR
Ganz vorsichtig nähert sich Anfang Januar ein Feuerwehrmann der verängstigten Hündin Dschutti, die verletzt an der A4 liegt.
Drei Tage vorher verliert Dschuttis Frauchen die Kontrolle über ihr Auto – einer ihrer beiden Hunde wird tödlich verletzt, der andere flüchtet in ein Waldgebiet. Tage der Ungewissheit für die Hundebesitzerin.
Marco Wenderoth, Feuerwehr Bad Hersfeld am 2.1.22:
„Es war ein ungewöhnlicher Einsatz für uns. (…) Und es war natürlich ein schönes Gefühl zu sehen, wie der sich gefreut hat, als die Besitzerin kam.“
Happy-End für Dschutti und ihr Frauchen!
Schlange stehen für ein paar Lebensmittel. Alleine bei der Ludwigshafener Tafel gibt es bis Mitte Januar schon rund 50 Neuanmeldungen. Steigende Strom- und Lebensmittelpreise treffen besonders arme Menschen hart – der Andrang bei den Tafeln wird immer größer. Ein TRAURIGER Trend, der im Laufe des Jahres sogar zum Aufnahmestopp bei einigen Tafeln führen wird.
Für TRAUER und Entsetzen sorgt am 31. Januar der Mord an zwei jungen Polizisten in der Nähe von Kusel. Sie werden bei einer Verkehrskontrolle kaltblütig erschossen – offenbar um Jagdwilderei zu vertuschen. Nach einer großangelegten Fahndung können die Beamten den mutmaßlichen Mörder Andreas S. und seinen mutmaßlichen Komplizen festnehmen.
OTON Sabrina Kunz, Vorsitzende Gewerkschaft der Polizei am 31.1.22:
„Das ist im Grunde genommen der Albtraum jedes Polizisten und jeder Polizistin.“
Ein Albtraum, der im ganzen Land Spuren hinterlässt. Hunderte Menschen kommen zu den Trauergottesdiensten und erweisen Yasmin B. und Alexander K. die letzte Ehre.
FEBRUAR
Mitte Februar: Prozessauftakt in Frankfurt: Alexander M. soll über 80 rassistische und beleidigende Drohschreiben verschickt haben – unterschrieben mit NSU 2.0. Empfänger waren unter anderem die Frankfurter Rechtsanwältin Seda Basay-Yildiz und die damalige Fraktionschefin der Linken Janine Wissler. Besonders brisant ist der Fall, weil der mutmaßliche Täter persönliche Daten seiner Opfer über einen Polizeicomputer abgefragt haben soll. Mitte November wird das Urteil fallen: Fünf Jahre und zehn Monate Haft für Alexander M.
Ende des Monats wird es romantisch. Heiraten am 22.2.2022. Der Run auf das Schnapszahl-Datum ist groß.
Harun und Kübra Aykutalp am 22.2.2022: „Soll vielleicht Glück bringen.“ / „Und ist ein Datum, wo ich nicht vergessen kann.“
Viele Standesämter legen Sonderschichten ein, um auch wirklich alle Hochzeitswünsche zu erfüllen.
Am 24. Februar wid die Welt eine andere. Das Droh-Szenario des russischen Präsidenten Wladimir Putin ist Realität geworden. Ukrainische Städte werden angegriffen und bombardiert. Ukrainer in Deutschland bangen um ihre Angehörigen.
Yuliya Herzog, Ukrainerin aus Wiesbaden am 24.2.22:
„Ich kriege tatsächlich fast im Minutentakt Nachrichten aus der Ukraine von Freunden und Verwandten, dass es in mehreren Städten Explosionen gibt, Angriffe. Man hat auch schon Panzer gesichtet.“ 
Die Hilfsbereitschaft auch in Hessen und Rheinland-Pfalz ist riesig, Hilfstransporte werden gestartet, Flüchtlinge von Kommunen und Privatleuten aufgenommen.
MÄRZ
Am 16. März tritt die einrichtungsbezogene Impfpflicht tritt in Kraft. Beschäftigte in Gesundheits- und Pflegeberufen müssen nachweisen, dass sie gegen Corona geimpft oder genesen sind. Andernfalls drohen Bußgelder oder ein Verbot den Job weiter auszuüben. Krankenhäuser fürchten, dringend gebrauchtes Personal zu verlieren. Das ganze Jahr über wird es BUNDESWEITE DEBATTEN über die Sinnhaftigkeit der Impfpflicht geben.
BUNDESWEITE DEBATTEN löst auch der Fall aus, der ab Mitte März vor dem Bad Kreuznacher Landgericht verhandelt wird. Im September 2021 wird ein 20jähriger Tankstellen-Mitarbeiter in Idar-Oberstein erschossen, weil er einen Mann auf die Maskenpflicht hingewiesen haben soll. Der Angeklagte soll den Kassierer erschossen haben – aus Wut darüber, dass dieser ihm ohne Maske kein Bier verkaufen wollte. Im Herbst wird Mario N. dann wegen Mordes zu einer lebenslangen Freiheitsstrafe verurteilt.
APRIL
Im April wird der Druck auf die ehemalige rheinland-pfälzische Umweltministerin Anne Spiegel zu groß. Nach massiver Kritik an ihrer Urlaubsreise kurz nach der verheerenden Flutkatastrophe im Ahrtal erklärt die Bundesfamilienministerin ihren Rücktritt. Einen Tag vorher begründete sie ihren Urlaub auf einer kurzfristig einberufenen Pressekonferenz sichtlich unbeholfen mit dem schlechten Gesundheitszustand ihres Mannes.
OTON Anne Spiegel (Bündnis 90 / Die Grünen), Bundesfamilienministerin am 10.4.22:
„Ich bitte für diesen Fehler um Entschuldigung.“
Eine denkwürdige Pressekonferenz, die eine Diskussion nicht nur über die in der Flutkatastrophe gemachten Fehler, sondern auch über die Belastungen von Politikern auslöst.
Lösen – das ist das Stichwort Mitte April. Die Polizei versucht in Frankfurt sogenannte „Klimaaktivisten“ von der Straße zu entfernen. Sie haben sich auf dem Boden festgeklebt, wollen so protestieren gegen Investitionen in fossile Energieprojekte. Das Ergebnis: Die Straßen sind dicht und die Pendler genervt. Es ist eine von vielen Aktionen der „Letzten Generation“. Ein Protest, der sich im Laufe des Jahres immer weiter radikalisieren wird.
MAI
Der 18. Mai 2022. Er wird für immer eingeschrieben sein, in die Geschichtsbücher der Eintracht. Die Frankfurter gewinnen den Europa-Pokal – die Stadt am Main im Ausnahmezustand.
VOXPOP
„Unvergesslich – beim Elfmeterschießen Spannung pur. So einen Moment wird es nie wieder geben. Nie wieder.“
Mit dem Sieg in der Europa-League sichert sich die Eintracht außerdem automatisch ihr Ticket für die Champions-League … und wird später im Jahr dort noch für die eine oder andere Überraschung sorgen.
Doch wir bleiben erst mal noch im Monat Mai, denn gejubelt wird nicht nur in Frankfurt, sondern auch in Kaiserslautern! Die Roten Teufel machen in der Relegation in Dresden den Aufstieg in Liga 2 perfekt. Nach vier langen Jahren in der Drittklassigkeit.
FREISTEHEND „Lautern ist der geilste Club der Welt“
Besinnlichere Töne gibt es Ende Mai in Wiesbaden. Eine Ära geht zu Ende. Volker Bouffier, der dienstälteste Ministerpräsident Deutschlands geht in Ruhestand. Der Alte geht, der Neue kommt. Einen Tag später wird im Landtag Bouffiers Nachfolger gewählt. Der bisherige Landtagspräsident Boris Rhein wird neuer Regierungschef in Hessen.
JUNI
Im Juni geht das 9-Euro-Ticket an den Start. Für 9 Euro einen Monat lang Bus, Bahn und Zug im Nahverkehr nutzen – und das deutschlandweit. Und auch das Autofahren wird günstiger. Der Tankrabatt und das 9-Euro-Ticket sind Teile des Entlastungspakets mit dem die Bundesregierung versucht, die Folgen der rasant steigenden Energiepreise für die Bürger zumindest etwas abzumildern.
… ob mit dem Auto oder der Bahn – in Strömen pilgern die Musikfans am ersten Juni-Wochenende in die Eifel. Rock am Ring ist zurück – nach zwei Jahren Corona-Pause.
VOXPOPS
„Du siehst ja hier keinen, der nicht Bock hat. Normalerweise hast du immer diese Rohrkrepierer, die so ein bisschen rumfallen. Aber hier geht ja wirklich jeder steil.“ / „Rock am Ring!!“
Rund eine Woche später dann – Trauer in Berlin und Hessen: Es ist das jähe Ende einer Klassenfahrt. Ein mutmaßlicher Amokfahrer rast in eine Gruppe von Menschen.  Zahlreiche Schüler und ein Lehrer der Kaulbach-Schule aus Bad Arolsen werden verletzt, eine Lehrerin getötet.
OTON Boris Rhein (CDU), Ministerpräsident Hessen am 09.06.2022:
„Wenn Sie in die Gesichter der Kolleginnen und Kollegen im Lehrerkollegium schauen, fällt das allen noch sehr schwer und das wird noch lange Zeit fortwirken.“
Lange Zeit fortwirken wird auch die diesjährige Documenta in Kassel. Die weltweit wichtigste Ausstellung für moderne Kunst steht in diesem Jahr immer wieder im Zentrum von Antisemitismus-Vorwürfen. Trauriger Höhepunkt: Dieses Banner – es zeigt einen Soldat mit Schweinsgesicht, der ein Halstuch mit einem Davidstern trägt. Erst wird das Banner nur verhüllt, später ganz abgebaut. Doch auch danach sorgen weitere Werke für scharfe Kritik. Die Documenta 15 wird in die Geschichte eingehen: Als Ausstellungsort von Kunst mit antisemitischen Inhalten – und das mitten in Deutschland