Rhönrad-Weltmeisterinnen aus Darmstadt

Handstand, Spagat und Salto gehören zu den Grundelementen im klassischen Kunstturnen. Als wären diese Elemente nicht schon schwer genug, gibt es eine Sportart, da wird das Ganze auch noch auf und in einem beweglichen Rad geturnt – dem Rhönrad. Zwei der besten Rhönrad-Turnerinnen der Welt kommen aus Darmstadt. Lilia Lessel und Emma Gerlitz haben nicht nur etliche Deutsche Meisterschaften gewonnen, sondern für ihren Verein auch bereits elf Mal WM-Gold geholt.

Eleganz, Körperspannung, Beweglichkeit, Mut und Kraft – Turnen im Rhönrad. Ein Sport, für den man auf jeden Fall schwindelfrei sein sollte.
Lilia Lessel, mehrfache Weltmeisterin im Rhönrad
„Ich beschreibe ihn eigentlich immer so mit einem Vergleich mit dem Hamsterrad und erzähle immer, es ist so ähnlich wie ein Hamsterrad, was auf zwei Reifen rollt, also die Disziplin Gerade. Die Disziplin Spirale ist so ähnlich wie eine Münze, die tellert und die Disziplin Sprung ist so ähnlich wie der Sprung beim Kunstturnen, nur dass man vom Rad herunter springt.“
Wie viele Rhönrad-Turnerinnen hat die 18-jährige Emma Gerlitz als Kind mit dem Geräteturnen angefangen. Schrauben und Saltos gibt es auch dort – beim Rhönrad ist die besondere Herausforderung der bewegliche Untergrund. Bei der Gerade turnen die Sportlerinnen eine Kür auf Musik, die neben der Schwierigkeit der Elemente und der Ausführung in die Wertung miteinfließt. Bei der Spirale geht es darum, das Rhönrad in einem bestimmten Winkel auf einem Rad zu kreisen und dabei Elemente wie Handstand oder Spagat einzubauen.
Lilia Lessel, SG Grün-Weiß Darmstadt
„Viele Menschen denken ja auch. einem wird schlecht dabei, wenn man sich dreht, aber das ist zum Glück nicht der Fall. Es ist weniger ein Kribbeln als eher so eine Leichtigkeit, die man dabei spürt.“
Spaß am Sport und eisenharter Ehrgeiz haben sich ausgezahlt: Die 26-jährige Lilia Lessel hat bereits neun WM-Titel und elf Mal die Deutsche Meisterschaft gewonnen. Emma Gerlitz hat sich 2022 ihren zweiten WM-Sieg in der Juniorenklasse geholt.
Emma Gerlitz, amtierende Junioren-Weltmeisterin
„Also bei mir war es so, dass ich das im ersten Moment gar nicht so wahrgenommen habe, also wie extrem das eigentlich in dem Moment ist, das kommt dann erst im Nachhinein, aber ich hab mich auf jeden Fall sehr gefreut und es ist ein ziemlich beflügelndes Gefühl würde ich sagen.“
Das Streben nach Perfektion und üben so oft es geht – das ist den Augen von Trainerin Dorothee Traut das Geheimrezept. Sie ist gleichzeitig die Mutter von Lilia. Über die Erfolge freut sie sich aber bei beiden gleich, sagt sie.
Dorothee Traut, Trainerin
„Ich habe schon gedacht, es hat sich alles gelohnt, das waren auch schwere Tage dabei und schmerzende Tage, wo man sich vielleicht, also wo die beiden sich verletzt haben oder wo was wehgetan hat oder nicht geklappt hat und wenn es am Ende dann geklappt hat, dann freut man sich unheimlich.“
Die 18-jährige Emma wird dieses Jahr zum ersten Mal in der Erwachsenenklasse in die Wettkämpfe starten. Lilia hat mittlerweile fast alles erreicht, was es zu erreichen gibt. Statt als Einzelkämpferin will sie sich künftig mehr auf Team-Meisterschaften fokussieren.