Rettungsmediziner-Kongress in Koblenz

Stellen Sie sich vor, es ist ein Notfall, Sie rufen die 112 an und es ist kein Rettungswagen verfügbar, weil dieser gerade wegen einer kleinen Verletzung rausgefahren ist. Es gibt immer mehr digitale Helferchen, die in so einer Situation Leben retten können. Auf dem Notfallmedizin-Kongress in Koblenz präsentiert die Branche das Nonplusultra.

Am Dummy für den Ernstfall üben. Das kennt jeder aus dem Erste-Hilfe-Kurs. Leos Kubicek hat ein System entwickelt, um das Training an der Puppe realer erscheinen zu lassen.
Leos Kubicek, Geschäftsführer Virtual Lab
„Es geht darum, die Herzdruckmassage in verschiedenen Situationen zu trainieren. Mit der VR-Brille können Sie den verunglückten Motorradfahrer auf der Autobahn oder Arbeiter in Werkstätten oder Patienten im Krankenhaus simulieren.“
Reanimieren ist anstrengend. Das merkt auch unsere Reporterin. 100 Mal die Minute drücken, 6 Zentimeter tief. Ein kleine Sensor kontrolliert, dass man es richtig macht. Sind diese Zahlen im grünen Bereich, drückt man schnell und tief genug. Die Vision des Herstellers: Alle Defibrillatoren im öffentlichen Raum mit diesem Hilfsmittel ausstatten.
Ernst Schorn, Vertriebsmitarbeiter Zoll Medical
„Es muss einfach jeder mitnehmen: Wenn ich nicht früh genug mit einer Laienreanimation anfange, verringere ich die Chance auf eine erfolgreiche Wiederbelebung jede Minute um mindestens 10%.“
Digitale Assistenten, Geräte, die Reanimationen beispielsweise auch während der Fahrt im Krankenwagen zuverlässig übernehmen. Mit der technischen Ausstattung seien die Retter Großteils zufrieden, sagt Kongress-Organisator Jörg Christian Brokmann.
Ein größeres Problem sei der Anspruch der Patienten, jederzeit vollumfänglich und bestmöglich behandelt zu werden, auch bei Lappalien. Er wünscht sich:
Prof. Jörg Christian Brokmann, Notfallmediziner
„Eine klare Kommunikation sicherlich seitens der Vertreter der Politik als aber auch der Kostenträger, dass man ganz klar sagt, dass man dieses hohe Anspruchsdenken in die nächsten ein / zwei Jahrzehnte wahrscheinlich nicht mehr so aufrecht erhalten kann.“
Es fehle schlicht an Geld und Personal.
Der rheinland-pfälzische Innenminister Michael Ebling appelliert auch an die Eigenverantwortung.
Michael Ebling (SPD), Innenminister Rheinland-Pfalz
„Notfallmedizin ist für den unmittelbaren Notfall. Und ein aufgeschlagenes Knie ist nicht der Anlass, einen Rettungswagen zu rufen, sondern vielleicht ein bisschen mehr die Selbsthilfe zu stärken. Vielleicht auch die Kompetenz von Erster Hilfe nicht nur beim Führerschein im Leben regelmäßig mal aufzufrischen, dann kann jeder Einzelne viel leisten für andere.“
Und Notfallmediziner hätten Zeit, dann Gas zu geben, wenn es um Sekunden geht.