Renaturierung des Ahrtals

Einst war die Ahr aufgrund der Artenvielfalt ein Vorzeigegewässer. Doch bei der Flutkatastrophe im Sommer 2021 wurden nicht nur Menschen und Häuser geschädigt, auch die Uferzonen des Flusses wurden verwüstet, Biotope zerstört, Fauna und Flora wurden stark in Mitleidenschaft gezogen. Das alles soll jetzt wiederhergestellt werden, am besten mit einem Lerneffekt für die Zukunft.

So sieht es aus, das ideale Flussbett. Hier am Kloster Kalvarienberg in Bad Neuenahr-Ahrweiler sind die Ufer nach neuesten wissenschaftlichen Erkenntnissen renaturiert worden. Kleine Nebenarme und Au-Flächen bieten Rückzugsorte für Tiere, die Lenkung des Wassers geschieht mit natürlichen Baustoffen und auch die Ufer wurden abgeflacht.
Wolfgang Schäfer, Struktur- und Genehmigungsdirektion Nord
„Früher hat man die Flüsse kanalartig ausgebaut. Man sieht es ja oft noch in der Landschaft. Man geht jetzt hin und macht wieder – eine gewisse Fließdiversität baut man in diese Gewässer ein. Dadurch hat man eine Verbesserung der Ökologie, der Fließgeschwindigkeit und es ist die Möglichkeit, dass sich das Wasser ausbreiten kann.“
Doch so wie hier sieht es längst noch nicht überall an der Ahr aus, weswegen das Land Rheinland-Pfalz zusammen mit den Städten und Kommunen rund 1000 Maßnahmen geplant hat, um den Fluss nach der Katastrophe wiederherzustellen. Denn die Biodiversität am und im Fluss hat gelitten, wie Messungen des Landesamts für Umwelt ergeben haben. Die Artenvielfallt ist nach der Flut um 60 Prozent, der Fischbestand stellenweise sogar um 70 Prozent zurückgegangen und erholt sich nur langsam. Die geplanten Veränderungen am Fluss sollen dabei gleich zwei Effekte haben.
Katrin Eder (Bündnis 90 / Die Grünen). Umweltministerin Rheinland-Pfalz
„Die ökologische Wiederherstellung eines Gewässers sorgt immer auch für eine bessere Hochwasservorsorge. Wenn der Fluss den Raum hat, sich ausbreiten zu können, möglichst ohne viele Eingriffe. Das heißt, die Ufer entsprechend so zu modellieren, dass sich hier Auen bilden, die überschwemmt werden können.“
Damit auch andere von den Erkenntnissen an der Ahr profitieren können, hat sich eine Forschungskooperation aus Landesamt und Hochschulen gebildet, die die rund 1000 Maßnahmen über einen Zeitraum von zunächst sechs Jahren mit vielen Messungen begleiten wird.
Prof. Stefan Stoll, Hochschule Trier
„Da haben wir die Gelegenheit, die Erfolgsfaktoren von solchen Maßnahmen zu sehen, auch zu sehen, was vielleicht nicht so gut funktioniert hat. Und da wollen wir dann raus destillieren, was kann man da übertragen in andere Gebiete, sowohl in der Vorsorge für Flutereignisse, die da stattfinden könnten, als auch in der Nachsorge, wie kann man möglichst effizient dann auch wiederherstellen.“
Die wissenschaftliche Begleitung lässt sich das Land 1,8 Millionen Euro kosten. Doch bis es erste Erkenntnisse gibt, dürfte es noch einige Zeit dauern. Laut den Experten zeigen sich Verbesserungen in Ökosystemen durch Wiederherstellungsmaßnahmen frühestens nach fünf bis zehn Jahren.