Rappen als Therapie
Für die Jugendlichen, die wir jetzt in Frankfurt im Jugendclub basement26 treffen, ist Rapmusik so viel mehr als musikalische Berieselung. Es ist eine Art Therapie. Vor eineinhalb Jahren hat Erin Lee Sullivan im Jugendclub ein Tonstudio aufgebaut. Seitdem produzieren die Jugendlichen einen Song nach dem anderen.
Freistehend Rap
Obay in seinem Element. Schon die erste Aufnahme klappt.
„Meistens ist meine Musik eigentlich immer … ist viel one-Take … Ich will seine Zeit nicht verschwenden. Direkt rein und raus.“
Im Jugendzentrum basement26 gehört Obay zu den Stammbesuchern. Durch Leiter Erin Lee Sullivan ist der 20-Jährige zum Rappen gekommen. Ein Angebot des Treffs, das er inzwischen regelmäßig nutzt. Texte zu schreiben und daraus Songs zu produzieren hilft ihm, seine Geschichte zu verarbeiten. Obay und seine Familie mussten aus Syrien fliehen. Auf der Flucht wurde er von seiner Mutter und den Geschwistern getrennt. Dieses Leid und die Angst spiegeln sich in seinen Texten wider.
Obay Alhameadi, Jugendlicher aus Frankfurt
„Es ist mehr Therapie als irgendwas anderes. Also für mich zumindest. Weil wenn du darüber rapst, indem du Sachen da darauf schreibst, das ist, als hättest du jetzt mit jemandem gesprochen. Aber du hast nur mit deinem Stift eigentlich gesprochen. So sehe ich das persönlich.“
Das basement26 gibt es seit 2015. Träger der Einrichtung ist die Bethanien Diakonissen-Stiftung. Hier spielen Kinder und Jugendliche kostenlos Tischtennis, Basketball, essen gemeinsam oder rappen eben mit Erin. Er unterstützt die Jugendlichen technisch und pädagogisch.
Erin Lee Sullivan, Leiter basement26
„Wenn sie das aufschreiben, dann ist das immer nochmal ein bisschen was anderes als wenn sie es jemand so direkt ins Gesicht sagen. Da kann man dann natürlich schauen, je nachdem was die Themen sind, spreche ich das nochmal gezielt an und versuche dann nochmal nachzuhaken, um zu schauen, ob sie denn auch gewillt sind, darüber zu sprechen. Das ist auf jeden Fall dann nochmal ein ganz anderer Ansatz für die.“
Dem 17-jährigen Nicola ist es zuerst schwergefallen, seine Gedanken und Gefühle preiszugeben.
Nicola Cicala, Jugendlicher aus Frankfurt
„Am Anfang habe ich etwas gezögert, weil ich bin nicht so der Typ, der sich so offen zeigt. Habe so versucht, so versteckt zu halten. Nach einer Zeit kam das dann, dass ich doch dann hier hingehen wollte und doch Lieder aufnehmen wollte.“
Zum Beispiel den hier für seine Mutter.
Freistehend Song
Eine Entwicklung wie bei Nicola beobachtet Erin bei vielen Jugendlichen, die Songs aufnehmen.
Erin Lee Sullivan, Leiter basement26
„Das ist ein schönes Gefühl auf jeden Fall, wenn man dann sieht, die sind dann begeistert, vor allem, wenn sie das erste Mal aufnehmen von dem Endergebnis, weil man sich noch nicht so kennt, wie klingt man dann wirklich so auf einer Aufnahme. Das ist ein bisschen anders immer und es ist immer schon ein lustiger und schöner Prozess, die dann dabei zu begleiten und zu sehen, wie die dann da reinwachsen.“