Räumung des Fechenheimer Waldes vorerst ausgesetzt

Dutzende Gegeninitiativen, Besetzer in Baumhäusern, Gutachten, und und und … Um den geplanten Bau des Riederwaldtunnels im Frankfurter Osten gab es immer wieder Verzögerungen. Nun kommt eine weitere dazu. Die für heute geplante Räumung des Fechenheimer Waldes wurde erst mal abgesagt.

Um kurz vor 10 heute Vormittag gibt die Polizei bekannt, dass sie heute nicht das Waldstück neben der Baustelle räumt. Dort haben sich über ein Dutzend Autobahngegner in Baumhäusern verschanzt und greifen nun zu juristischen Mitteln. Beim Verwaltungsgericht Frankfurt ist ein Eilantrag eingegangen – gegen das bereits verhängte Betretungsverbot des Fechenheimer Waldes rund um die zu rodende Fläche.
Gabriele Förster, Pressesprecherin Verwaltungsgericht Frankfurt
„Der Antragsteller möchte den Wald aber gerne weiter betreten können, das ist sein Anliegen. Bei dem Antragsteller handelt es sich offensichtlich um einen Aktivisten, der auch zu seinem Baumhaus und den dort gelagerten Gegenständen möchte.“
Das Verwaltungsgericht hat daraufhin die Polizei gebeten, bis zu einer Entscheidung von einer Räumung abzusehen. Spätestens Anfang kommender Woche will das Gericht zu einem Ergebnis kommen.
Wir wollen mit dem Antragsteller sprechen und erfahren, dass mehrere Baumbesetzer gemeinsam an dem Antrag gearbeitet haben. Der bedeutet für sie zunächst etwas Aufschub vor der Räumung.
„Nathanael“, Autobahngegner
„Natürlich ist jeder Tag, an dem der Wald hier weiter steht und der Tunnel nicht gebaut wird, ein Erfolg für uns. Das gibt uns erst mal noch ein bisschen Entspannung, damit wir weiter hier sein können. Aber unser Ziel ist natürlich, das der Wald hier weiter stehen bleibt.“
Eine weitere Initiative von Autobahngegnern hat zudem einen Eilantrag beim Verwaltungsgerichtshof in Kassel gestellt, da im Fechenheimer Wald eine geschützte Käferart entdeckt wurde. Das bringt die Autobahngesellschaft unter Zeitdruck, denn die Rodungsarbeiten müssten bis Ende Februar beendet sein – dann beginnt die Nist- und Brutzeit der Vögel. Der Bau des Riederwaldtunnels bleibt also eine Hängepartie.
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Markus Appelmann, Moderator: Die Räumung im Fechenheimer Wald verzögert sich also weiterhin. Warum der Lückenschluss und somit der Riederwaldtunnel wichtig ist – darüber spreche ich jetzt mit einem der profiliertesten Verkehrsforscher, Prof. Jürgen Follmann von der Hochschule Damrstadt. Guten Tag!
Prof. Jürgen Follmann, Verkehrsexperte Hochschule Darmstadt: Guten Tag, Herr Appelmann, seien Sie gegrüßt.
Appelmann: Herr Professor Follmann, für wie sinnvoll halten Sie den Bau des Riederwaldtunnels?
Follmann: Ja, wenn man das Ganze mal betrachtet im gesamten Verkehrssystem: Durch den Tunnel bekommen wir eine erhebliche Entlastung der Verkehre auch in dem Stadtteil Riederwald. Wir bekommen Möglichkeiten, städtische Straßen umzugestalten und damit auch für Menschen andere Möglichkeiten zu fahren, dann auch mit dem Fahrrad oder auch zu Fuß zu gehen. Das sind Dinge, die wir jetzt nicht machen können, weil einfach zu viel Verkehr auf diesen Straßen ist. Insofern ist das durchaus ein positiver Effekt für die Stadtstraßen Aber das muss genutzt werden. Das ist schon wichtig.
Appelmann: Sie haben gerade die positiven Aspekte erwähnt, das heißt, der Riederwald ist auch gut für die Umwelt?
Follmann: Ja, theoretisch ist er dann auch wieder gut für die Umwelt. Das sind genau die zwei Herzen, die man da hat, oder die zwei Dinge, die man da sehen muss. Der Bau selber ist ein echtes Problem, natürlich. Aber für die Menschen vor Ort ist das eine echte Verbesserung und damit natürlich auch für die Umwelt eine Verbesserung. Und wir haben die Möglichkeiten, tatsächlich Verkehre zu verlagern. Aber das muss man ernsthaft wollen. Das ist ein wichtiger Punkt.
Appelmann: Jetzt hören wir seit Jahren lauten Protest gegen den Bau des Riederwaldtunnels. Was soll die Politik jetzt tun? Am Ende, das Projekt sogar stoppen?
Follmann: Das ist ja ein ganz schwieriges Thema unserer Demokratie. Wir haben nun ein Verfahren, was 2019 tatsächlich mit dem Planfeststellungsbeschluss auch geendet hat, nach mehreren Anläufen. Und es ist rechtlich nun inzwischen ein Projekt, was fertig ist und rechtlich begutachtet ist. Es sind viele Maßnahmen drumrum ergriffen worden, zuletzt noch mal zum Lärmschutz, um das Projekt tatsächlich für die Menschen möglichst optimal in die Stadt, in das Stadtgebiet einzufügen.
Jetzt ist Planungsrecht da und wir wissen, auf der anderen Seite bringt es vielen Menschen auch Verbesserungen. Insofern hat die Politik eigentlich schon auch die Notwendigkeit, hinter dem Projekt jetzt zu stehen, nachdem so viel und so viel Zeit vergangen ist.
Appelmann: Prof. Jürgen Follmann, einer der profiliertesten Verkehrsplaner in Rhein-Main, über Sinn und Zweck des Riederwaldtunnels. Danke an die Hochschule Darmstadt.
Follmann: Bitte schön, Herr Appelmann.